Es grünt so grün: Warum Dachbegrünung sinnvoll ist

Man sieht aus der Luft aufgenommen einen modernen Gebäudekomplex mit DachbegrünungFoto: © Tom Fisk, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

In Zeiten von Klimawandel und scheinbar immer heißeren Sommern werden Themen wie Energieeinsparung und Ökologie immer spannender. Seit einer Weile schon wird in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Dachbegrünung immer wieder erörtert. Hat die flächige Bepflanzung von Hausdächern tatsächlich einen positiven Effekt? Und wenn ja – welchen? Wir erklären Ihnen die wichtigsten Fakten zum Gründach.

Der Ursprung der Dachbegrünung

Historiker fanden zahlreiche Belege dafür, dass die Bepflanzung von Dächern längst keine Erfindung der Neuzeit ist. Schon ca. 900 v. Chr. gab es im Raum der Vorderen Orients begrünte Dachterrasse und -gärten. Verschiedene Malereien aus Byzanz und Indien zeigen solche Motive in dieser Zeit sehr häufig. Zu den wohl bekanntesten Vertretern der Gründächer gehören die Hängenden Gärten Seramiras in Babylon. Diese werden sogar zu den 7 Weltwundern der Antike gezählt.

Auch die Römer übernahmen diese Tradition und bepflanzten Balkone und Flachdächer. Es soll sogar Fischteiche auf den Häusern gegeben haben. Dieses antike Gedankengut wurde während der Renaissance wiederbelebt und schaffte so den Sprung in die Neuzeit. Übrigens arbeiteten auch die Skandinavier mit dieser Idee. Sie nutzen Dachbegrünung nicht als optischen Hingucker, sondern bepflanzten ihre Grasdächer zur Wärmedämmung im Winter.

Diese vorteilhafte Eigenschaft ist auch heute nach wie vor noch präsent, zahlreiche weitere kamen im Laufe der letzten Jahrzehnte hinzu. Inzwischen wird als Dachbegrünung zum einen der Vorgang des Anpflanzens auf einem Dach, zum anderen auch auch die Vegetation an sich auf einer solchen Fläche genannt. Diese findet hauptsächlich auf Flachdächern statt, da hier die Begrünung am einfachsten ist. Aber auch Steildächer können bepflanzt werden. Dies ist aber sehr selten und deutlich schwieriger aufgrund der Gefahr des Abrutschens. Wir wollen uns darum hier auf de Dachbegrünung von flachen Dächern konzentrieren.

Zwei Häuser stehen in einer grünen Landschaft nebeneinander, beide mit Dachbegrünung.

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Arten der Dachbegrünung

Ein Gründach wird für gewöhnlich hinsichtlich seines Bewuchses unterschieden. Dieser kann sehr dezent und pflegeleicht ausfallen und wird dann extensiv genannt. Es gibt aber auch regelrechte grüne Dschungel auf Häusern, welche dann als intensiv bezeichnet werden.

Was bedeutet extensive Begrünung

Man könnte sagen, dass dies die Mindestanforderung der Dachbegrünung ist. Sie ist zunächst einfacher und leichter im Aufbau, es wird also mit nur einer sehr geringen Substrathöhe (ca. 10-20 cm) gearbeitet. Dadurch ist auch die entstehende Traglast nur vergleichsweise gering (ca. 60-250 kg pro m²).

Auch die Vegetation ist sehr schlicht und pflegeleicht. Im Idealfall ist nach der Phase des Anwachsens keine zusätzliche Bewässerung mehr nötig. Für diese Art der Dachbegrünung werden vor allem Moose, Gräser und auch kleine Kräuter eingesetzt. Sukkulenten eignen sich ebenfalls dafür. Sie alle haben einen positiven Einfluss auf den Schall- und Wärmeschutz des Hauses und können auch Feinstaub und ähnliches binden.

Der größte Aufwand ist in den ersten vier Wochen bei dieser Bepflanzung zu erwarten, da dann bis zu 4x wöchentlich gegossen werden muss. Ist diese Phase allerdings vorbei und alle Pflanzen gut eingewurzelt, braucht es nur noch ein halbjährliches Unkrautjäten, damit sich keine potentiell gefährlichen Gewächse wie Baumsamen (Birke, Weide) ansiedeln. Dadurch ist auch der Gesamtkostenaufwand hier vergleichsweise gering. Allerdings erbringen andere Begrünungen deutlich besser Schutzergebnisse.

Was ist intensive Begrünung?

Bei dieser Variante ist alles etwas mehr oder wie der Name schon sagt – intensiver. Der Bodenaufbau ist deutlich höher (bis zu 2m) und entspricht im Prinzip der Natur. Das ist nötig, damit die aufwendigere Begrünung später hier Halt, Wasser und Nährstoffe zum Überleben findet. Das bedeutet aber auch, dass die Traglast hier deutlich größer ist und bis zu 3 Tonnen pro m² betragen kann.

Für dieses Gewicht ist auch die Wahl der Pflanzen verantwortlich. Denn neben klassischem Rasen und hübschen Stauden können hier auch Sträucher oder gar echte Bäume auf den Dächern Einzug halten. Diese sind natürlich auch intensiver im Pflegeaufwand, da schon allein eine regelmäßige, ergänzende Bewässerung nötig ist. Damit einher gehen auch höhere Anschaffungs- und Unterhaltskosten.

Doch dafür entlohnt einen die intensive Dachbegrünung auch mit vielen Vorteilen. So ist sie zum Beispiel ein deutlich besserer Schall- und Wärmeschutz, bindet mehr Feinstaub und bildet zugleich neuen Lebensraum aus. Auf diese und weitere Vor-, aber auch Nachteile wollen wir im Folgenden noch etwas näher eingehen.

Flachdach begrünen – ja oder nein?

Ob extensiv oder intensiv – beide Arten bringen ein gewisses Maß an Aufwand und Kosten mit sich. Warum sollte man diese also in Kauf nehmen? Oder spricht eigentlich mehr dagegen? Wir wollen die wichtigsten Vor- und Nachteile der Dachbegrünung kurz vorstellen.

Pro – das spricht für ein Gründach

Das Geniale an einer Dachbegrünung ist, dass sie sich tatsächlich auf viele unterschiedliche Bereiche positiv auswirken kann. Von der Lebensdauer des Daches bis hin zum verbesserten Stadtklima – die Möglichkeiten sind enorm.

  1. Schutz des Dachs. Die Abdichtung des Daches erfährt durch den Aufbau einen mechanischen Schutz. Zudem wird auch die UV-Strahlung absorbiert. Das kann die Lebensdauer der ganzen Konstruktion sogar verdoppeln.
  2. Verbesserung des Raumklimas. Wenn das im Substrat-Aufbau gespeicherte Regenwasser peu-a-peu verdunstet, kann das im Sommer einen positiven, sprich kühlenden Effekt auf das Raumklima der direkt darunterliegenden Räume haben. Dadurch spart man sich z.B. eine Klimaanlage.
  3. Wärmedämmung. Auch im Winter übt die Dachbegrünung eine ähnliche Wirkung aus. Die Vegetation und der Boden haben eine solide Dämmwirkung, wodurch die direkt darunterliegende Räume im Winter spürbar weniger auskühlen. Die Dachbegrünung kann je nach Ausführung einem bis zu 80 mm dicken Dämmstoff der Wärmeleitgruppe (WLG) 040 entsprechen.
  4. Wasserrückhaltung. Ein begrüntes Dach verdunstet mehr als die Hälfte des jährlichen Niederschlags. Das bedeutet, dass die Siedlungsentwässerung und Kläranlagen entlastet werden.
  5. Verbesserung des Stadtklimas. Eine Dachbepflanzung kann Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern (zusätzlich bis zu 20%). Die Luft wirkt dadurch sauerstoffreicher. Zudem wirkt sie der immer stärker werdenden Aufheizung der Stadt durch versiegelte Flächen entgegen.
  6. Neuer Lebensraum. Apropos versiegelte Flächen: Durch immer weniger werdende Grünflächen, verschwinden auch immer stärker Pflanzen und Tiere aus unseren Städten. Durch eine Dachbegrünung entsteht eine Art Ersatz-Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten (Vögel, Schmetterlinge) neu. In Berlin konnten beispielsweise inzwischen mehr als 50 verschiedene Honig- und Wildbienenarten auf diesen Dach-Biotopen dokumentiert werden.
  7. Optische Aufwertung des Gebäudes. Last but not Least – denn eine Dachbegrünung ist auch immer etwas für das Auge und das innere Wohlbefinden. Gerade bei einer intensiven Begrünung haben die Bewohner somit auch eine eigene kleine Erholungsoase. Dies kann auch als wertsteigernd für eine Immobilie eingeschätzt werden.

Kontra – Nachteile eines begrünten Daches

Diese Liste ist deutlich kürzer. Aber dafür umfasst sie sehr wichtige Punkte, die definitiv gut durchdacht bzw. abgewogen werden müssen.

  1. Kosten. Je nachdem, ob extensive oder intensive Begrünung und welche Substrate sowie Pflanzen eingesetzt werden, kann es zu durchaus hohen Anschaffungskosten kommen. Zudem schlägt unter Umständen auch der Unterhalt zu Buche, nämlich dann, wenn Spezialfirmen für die Versorgung dieser Flächen engagiert werden.
  2. Aufwand. Wird kein externer Dienstleister für die Pflege bezahlt, muss diese selbst erbracht werden. Was bei der extensiven Art noch händelbar scheint, kann bei der intensiven Variante schon sehr zeitaufwendig werden. Denn damit ist nicht nur Gießen und Unkraut Jäten gemeint, sondern u.U. auch Sträucher und Bäume beschneiden, neue Pflanzen aussäen und ggf. auch frisches Substrat fachmännisch aufbringen.

Gründach – Genehmigung und Förderung

Wer sich angesichts der hohen Anzahl an Vorteilen für eine Dachbegrünung entscheidet, wird im nächsten Schritt noch behördliche und finanzielle Aspekte klären müssen. Darum soll es hier in unserem letzten Punkt gehen.

Wer darf sein Dach überhaupt bepflanzen?

Tatsächlich ist eine Dachbegrünung im Eigentlichen nicht genehmigungspflichtig. Wenn die Voraussetzungen Ihres Hauses entsprechend sind, können Sie mit der Umsetzung im Prinzip starten. Die Informationen dazu könnten bereits in den Bauunterlagen des Gebäudes zu finden sein. Zur Sicherheit sollte aber immer noch einmal ein Statiker mit der Prüfung beauftragt werden. Dieser kann klären, ob das Dach die entsprechende Last aus Boden, Pflanzen, Schutzschichten und zu speicherndem Wasser überhaupt tragen kann.

Es gibt im Übrigen sogar Fälle, in denen eine Dachbegrünung vorgeschrieben ist. In örtlichen Bebauungsplänen, Bausatzungen oder Gestaltungssatzungen von Gemeinden können entsprechende Vorgaben festgehalten sein. Im Umkehrschluss können dort allerdings auch in Ausnahmefällen Verbote vermerkt sein, etwa wenn ein bestimmtes Ortsbild erzielt werden soll, dem eine Dachbegrünung widersprechen würde. Auch der Denkmalschutz ist ein möglicher Grund für die Absage eines solchen Projektes.

Welche Zuschüsse sind möglich?

Da eine Dachbegrünung auch für eine Ortschaft und das generelle Klima Vorteile mit sich bringt, ist eine öffentliche Förderung möglich. Dabei kann eine Kommune zum Beispiel pro Quadratmeter der zu begrünenden Dachfläche eine bestimmte Summe bezuschussen. Oder sie übernimmt einen prozentualen Anteil der Kosten. Ob eine solche Förderung möglich ist, kann am besten im Rathaus erfragt werden.

Alternativ können auch andere Institutionen helfen. So ist beispielsweise die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) eine mögliche Anlaufstelle, um Unterstützung für die Dachsanierung (wozu die Dachbegrünung zählt) zu erhalten. Hier gibt es z.B. den Zuschuss 430, welche 10% der Gesamtkosten übernimmt. Auch der Kredit 152 kann relevant werden. Hierbei wird eine maximale Kreditsumme von 50.000 Euro ausgegeben und ein maximaler Zuschuss von 3.750 Euro.

Fazit: Lohnt sich eine Dachbegrünung?

Wer einen Blick auf die Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile wirft, dem wird schnell klar, dass eine Dachbegrünung eine sehr gute Idee sein kann. Auch die öffentliche Förderung spricht dafür. Allerdings müssen die Rahmenbedingungen des Hauses (Stichwort Statik) und des Auftraggebers (Stichwort Finanzen) stimmen. Ansonsten wird ein solches Vorhaben schnell zur Belastungsprobe. Besteht ein Interesse an bepflanzten Dächern, sollte dieser Wunsch darum am besten mit Profis durchgesprochen werden. Dabei können gleich alle Möglichkeiten ausgelotet und noch hilfreiche Tipps eingesammelt werden.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Dachbegr%C3%BCnung
www.energieheld.de/…/begruenung
www.vulkatec.de/…/Vorteile-einer-Dachbegruenung/?&d=1
www.hamburg.de/…/gruendachstrategie-hintergrund/
www.fabry.eu/Leere%20Seite%2015.htm