Dachentwässerung mit den richtigen Dachrinnen – so geht’s

Ein Dach von schräg unten aufgenommen, an dem sich zwei Regenrinnen zur Dachentwässerung in einer Ecke treffen und in in ein Fallrohr abwärts münden.Foto: © antranias, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Wenn es draußen regnet, freut sich die Natur und auch manch Kind, das es kaum erwarten kann, die nächste Pfütze zu erobern. Damit auch Hausbesitzer so entspannt dem Nass von oben entgegensehen können, braucht es die richtige Dachentwässerung. Was Sie zu Dachrinnen und Co. wissen müssen, erklären wir Ihnen jetzt. Lesen Sie hier mehr!

Wozu braucht es eine Dachrinne überhaupt?

Im Prinzip ist eine Dachrinne eine Art Sammelstelle für Regen- und Schmelzwasser, welches vom Dach herunterläuft. In ihr wird alle Flüssigkeit gebündelt und gezielt gen Boden abgeführt. Dort wird das Wasser dann in ein Auffangbehältnis (z.B. eine Zisterne) eingeleitet. Aus diesem kann es dann wieder anderen Nutzungsmöglichkeiten zugeführt werden. So viel zum Funktionsprinzip der Dachentwässerung. Doch warum braucht man das eigentlich?

Dafür gibt es zwei wichtige Gründe. Zum einen verhindert diese geführte Ableitung des Wasser, dass weder Staunässe noch eindringende Feuchtigkeit die Tragfähigkeit des Daches negativ beeinflussen können. Gleiches gilt auch für Fassade bzw. Mauerwerk und Fundament. Diese könnten ebenfalls aufgeschwemmt und marode werden, wenn Feuchtigkeit dauerhaft eindringt.

Zum anderen wird die Fassade durch diese Maßnahme auch vor Verschmutzungen und Verfärbungen geschützt. Denn das Regenwasser nimmt so manche Partikel von den Ziegeln mit sich, die sich dann wieder unschön an den Hauswänden absetzen könnten. Mit Dachrinnen und Fallrohren werden all solche Beschädigungen weitestgehend umgangen. So bleibt sowohl dem Dach, als auch dem Mauerwerk, Außenputz usw. die natürliche Lebensdauer erhalten.

Wie sieht die moderne Dachentwässerung aus?

Ganz vereinfacht gesprochen braucht es Dachrinne, Fallrohr und Halterung, damit Regenwasser sicher abgeführt werden kann. Doch wie immer ist bei näherer Betrachtung ein Dachentwässerungssystem doch deutlich komplexer bzw. auch vielseitiger. Wir wollen an dieser Stelle einen kleinen Einblick geben.

Die passenden Bestandteile

Wer sich nicht nur die Funktionsweise der Regenrinne vor Augen führt, sondern auch ihre Umstände miteinbezieht, der wird schnell verstehen, dass hier mehr als nur Rinne und Fallrohr von Nöten sind. Denn das Entwässerungssystem muss bei Schnee und Eis genauso gut funktionieren, wie in der größten Sommerhitze. Eine Einkaufsliste könnte darum folgende Posten umfassen:

  • Dachrinnenwinkel
  • Fallrohre
  • Verbindungselemente
  • Dehnungsausgleichsteile
  • Rinnkästen, -halter und -röhren
  • Ablaufstutzen, Abzweige und Rundelemente
  • Befestigungsvorrichtungen (z.B. Traufbleche, Rinnenhalter)

Verschiedene Regenrinnentypen und -formen

Um eine Wahl für die Dachrinne, die ideal zum eigenen Bauvorhaben passt, treffen zu können, braucht es auch noch eine gewisse Kenntnis bezüglich der verschiedenen Typen und Formen. Denn es gibt nicht eine Variante, die für alle Dächer gleichermaßen funktioniert. Häufig ist das abhängig vom Dach selbst, aber auch von der Optik.

Typen von Dachrinnen:

  • Hängerinnen, die vor der Traufe montiert werden
  • aufliegende Rinnen, die auf der Dachfläche angebracht werden
  • Liegerinnen, die in der Dachfläche liegend befestigt werden
  • Ortgangrinnen für den Dachrand

Abgesehen davon ist auch die Form bzw. das Profil der Rinnen zu beachten. Hier gibt es meist Varianten in halbrund, als Kästen oder keilförmig. Die beliebteste Form ist wohl die halbrunde, welche nicht nur optisch ansprechend ist, sondern auch sehr stabil gefertigt wird. Am häufigsten wird sie für Wohnhäuser verwendet. Soll hingegen die Dachentwässerung bei kleineren Gebäuden wie z.B. der Garage erfolgen, nutzt man öfter die Kastenrinne.

Egal welcher Typ und welche Form – die Dachrinne muss auch korrekt befestigt sein. Rinnenhalter, die an der Dachkonstruktion angeschlossen sind, übernehmen diese Aufgabe. Häufig werden sie dazu an der Oberseite der Sparren montiert. Dann kann die Rinne mit dem Fallrohr verbunden werden. Wichtig dabei: Die Rinne selbst braucht ein gewisses Gefälle (zwischen 0,5 und 2 %), damit sich kein stehendes Wasser ansammelt.

Ein Fachwerkhaus mit rotbraunen Holzbalken wird von einer Metall-Darinne mit Drachenausfluss geziert

Foto: © 445693, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Welche Größe ist die richtige?

Form, Typ und Bestandteile sind klar, dann müssen diese nun noch in der richtigen Größe gekauft werden. Denn eine Regenrinne mit zu wenig Fassungsvermögen bzw. ein Fallrohr mit zu geringem Durchmesser können ihrer Aufgabe nicht wie konzipiert nachkommen. Dadurch besteht erneut die Gefahr der Beschädigung von Dach, Fassade und Fundament.

Die korrekte Größe zu ermitteln ist darum essentiell. Dafür muss man die exakte Dachfläche und ihr Gefälle kennen. Außerdem benötigt man die örtliche Regenmenge, sprich wie viel Wasser trifft in 1 Sekunde maximal auf 1 Quadratmeter auf. Solche statistischen Werte sind ortsspezifisch und können z.B. beim Wetterdienst erfragt werden. Häufig kennen regionale Profis (z.B. Dachdecker) diese aber bereits.

Eine Frage des Materials: Dachrinne aus Kunststoff oder Metall?

Wer sich historische Bauten anschaut, kann feststellen, dass Regenrinnen früher quasi non existent waren. Erst mit dem Städtebau im Mittelalter wurden diese relevant und bestanden dann häufig aus Holz oder Stein. Während das eine nicht so lange haltbar war, war das andere entweder sehr teuer oder auch einfach zu schwer für normale Dächer. Große Sakralbauten hingegen setzten Steinrinnen noch lange ein. Für normale Häuser etablierten sich aber andere Materialien.

Heutzutage bestehen Dachrinnen entweder aus Kunststoff oder aus Metall. Jeder Stoff hat dabei seine Vor- und Nachteile. Es sollte bestenfalls immer nur ein Material verwendet werden, damit alle Dehnungswerte usw. gleich sind und keine Löcher oder Ähnliches entstehen. Im Folgenden stellen wir Ihnen kurz die gebräuchlichsten Optionen vor.

Kunststoff

Dieses Material ist wohl am günstigsten. Es glänzt durch seine pflegeleichten Eigenschaften und kann sehr einfach der Optik des Hauses angepasst werden, da es ist vielen Farben erhältlich ist. Kunststoff-Dachrinnen werden einfach nur zusammengesteckt und mit Dichtungen und Verschlüssen abgesichert.

Damit man lange Freude an einer solchen Rinne hat, sollte sie unbedingt als UV-beständig, witterungs-, temperatur- und farbbeständig gekennzeichnet sein. Wenn der Stoff möglichst wenig Weichmacher enthält, ist das ebenfalls günstig, da diese so nicht ausgewaschen werden können. Beachtet man diese Voraussetzungen, hat man mit einer Kunststoffrinne eine stabile, preisgünstige Lösung für mindestens zehn Jahre.

Es regnet in Strömen. An einem Hausdach ist eine Regenrinne aus Kunststoffe befestigt.

Foto: © sandid, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Edelstahl und verzinktes Stahlblech

Diese Materialien sind relativ günstige Varianten aus der Metallsparte. Regenrinnen aus verzinktem Stahlblech haben in der Regel mindestens eine Lebensdauer von 15 Jahren, je nach Art der Verzinkung gern auch mehr. Je haltbarer der Stoff ist, desto teurer wird die Dachrinne jedoch auch in der Anschaffung. Nichts desto trotz ist es diese Investition oft wert, denn er ist robust und gut zu verarbeiten.

Edelstahl-Dachrinnen wiederum sind eine noch bessere Option. Auch sie glänzen durch ihre Stabilität und die hohe Haltbarkeit. Zudem sind sie sehr korrosionsbeständig und dehnen sich bei Hitze nur sehr wenig aus. Preislich liegen sie bei allen Materialien im guten Mittelfeld.

Aluminium und Kupfer

Ebenfalls Metalle, aber mit anderen Eigenschaften: Aluminium und Kupfer begegnen einem unter Umständen auch als Regenrinne. Dies ist aber deutlich seltener der Fall, als bei anderen Materialien, obwohl beide vergleichsweise stabil und haltbar sind. Dafür sind diese Stoffe aber deutlich teurer.

Kupfer ist vor allem ein optischer Hingucker, denn es entwickelt auch als Dachrinne die attraktive, grüne Patina. Doch genau diese Farbe kann auch negativ sein, denn die Partikel waschen sich unter Umständen aus und können Verfärbungen an anderen Stellen hinterlassen. Dafür ist Kupfer aber nahezu unbegrenzt haltbar und im Falle eines Falles dann doch gut zu recyclen.

Aluminium ist ebenfalls für die Ästhetik ein willkommenes Mittel, denn durch Pulverbeschichtung kann es nahezu jede Farbe annehmen, die gewünscht ist. Allerdings lässt es sich nicht – wie alle anderen Metalle – löten, sondern muss genietet werden. Damit alles dicht ist, muss man hier zusätzlich mit Silikon arbeiten, was einen deutlich höheren Wartungsaufwand mit sich bringt. Zudem dehnt Alu sich bei Wärme vergleichsweise stark und kann sich mit der Zeit, da es sehr weich ist, auch durchhängen. Es herzustellen verbraucht außerdem sehr viel Energie und ist somit eher unökologisch.

Titanzink

Dieses Metall ist unter allen möglichen Ausgangsstoffen für Regenrinnen wohl der Liebling. Es ist zunächst preislich nicht zu teuer, besonders robust und stabil, extrem witterungsbeständig und trotzt auch größter Hitze mit nur einer geringen Ausdehnung. Es lässt sich zudem besonders einfach verarbeiten, wodurch zum einen eine sehr gute Dichtheit gewährleistet werden kann und zum anderen die Montage sehr leicht fällt.

Optisch ist Titanzink ebenfalls ein Gewinn. Lässt man es, wie es ist, nimmt es eine schicke, schiefergraue Patina an. Wem das nicht gefällt, der muss das Material nur einige Monate verwittern lassen, bevor er es dann auch streichen kann. So oder so ist die Haltbarkeit von Dachrinnen aus Titanzink beeindruckend hoch: 75 Jahre sind die Regel. Und danach kann das Material mit seiner Recyclingrate von 95% immer noch glänzen.

So wird die Dachentwässerung perfekt: Zubehör

Sicherlich gibt es viel Schnickschnack auf dem Markt, den man eigentlich gar nicht unbedingt braucht. Doch im Folgenden wollen wir Ihnen drei durchaus sinnvolle Ergänzungen kurz vorstellen: die Laubfangoptionen, die Dachrinnenheizung und die Regenwassernutzungsanlage.

Sparen Sie sich die mühsame Reinigung

Im Herbst ist es wohl unausweichlich: Irgendwer muss aufs Dach klettern und die Regenrinnen von Laub, Ästen, Moos und so weiter befreien. Andernfalls verstopft sie mit der Zeit und kann nicht mehr richtig funktionieren. Schäden drohen. Doch zum Glück gibt es hier sogenannte Laubfanggitter, welche die Verschmutzung verhindern sollen.

Hier gibt es ganz unterschiedliche Varianten. Gitter und Lochblechprofile können z.B. einfach aufgesteckt oder eingeklemmt werden. Auf ihnen bleibt Laub usw. einfach liegen, trocknet und wird vom Wind wieder fortgeweht. Eine andere Variante sind Laubfangkörbe, welche über die Trichter, welche in die Fallrohre leiten, eingesetzt werden und diese schützen.

Eine weitere Lösung sind die Rinnenraupen. Sie erinnern an große Flaschenbürsten und werden einfach nur in die Dachrinnen eingedrückt. so halten sie nicht nur Schmutz ab, sondern auch ungebetene Besucher wie Mäuse, Ratten oder Marder. Doch egal, für welche Lösung man sich entscheidet – bei allen empfiehlt sich dennoch ein regelmäßiger Kontrollblick. Denn kein Schutz ist einhundertprozentig.

Endlich keine Eiszapfen mehr

Auch wenn die Winter in den letzten Jahren immer milder werden – es gibt dennoch Regionen, in denen Schnee und Eis sehr präsent, wenn nicht sogar Dauerzustand sind. Hier passiert es immer wieder, dass Regenrinnen verstopfen oder zufrieren und dadurch Schmelzwasser nicht mehr gut ablaufen kann. Dieses kann z.B. trotz Frost durch die Wärme des Hauses entstehen und beginnt dann herabzutropfen. Das Resultat: Eisglätte auf dem Boden und Eiszapfen am Dach. Beides ist sehr gefährlich.

Die Lösung dafür sind sogenannte Dachrinnenheizungen. Hier werden in das Rohrsystem elektrische Heizdrähte eingebaut, die dafür sorgen, dass Schnee und Eis sich dort nicht dauerhaft ablagern und alles verstopfen. Die Drähte werden dabei häufig sogar automatisch durch integrierte Temperaturfühler betrieben.

An einem Hausdach hängen zahllose große Eiszapfen.

Foto: © 5598375, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Nachhaltig und Kosten sparen

Regenwasser ist im Prinzip ein freie Ressource, die man nutzen sollte. Mit dem aus dem Dachrinnensystem aufgefangenen Wasser gießen darum viele beispielsweise ihre Blumenbeete oder sprengen den Rasen. Doch das ist noch längst nicht alles. Denn mit einer sogenannten Regenwassernutzungsanlage kann das Wasser vom Himmel auch für bestimmte Zwecke im Haus wiederverwendet werden.

Dazu wird zunächst ein meist deutlich größerer Speicher im Keller oder in den Erdboden im Garten eingebaut, in welchen dann das Regenwasser geleitet wird. Hier wird es nicht nur gesammelt, sondern auch durch spezielle Filter geführt und dadurch von vielen Stoffen gereinigt. Es ist dann zwar immer noch kein Trinkwasser, kann aber dann durch entsprechende Leitungen anderen Verbrauchern im Haushalt zur Verfügung gestellt werden, etwa der Toilettenspülung oder auch der Waschmaschine. Das spart Kosten und ist nachhaltig – zwei Aspekte, die wohl jedem Hausbesitzer am Herzen liegen.

Unser Tipp: Holen Sie sich Unterstützung

Zum Abschluss möchten wir Ihnen noch eine Sache nahelegen: Holen Sie sich fachkundige Unterstützung. Nicht nur, dass der Dachdecker bei der Planung Ihrer Dachentwässerung sehr hilfreich sein wird. Auch die Montage erfordert enorm viel Fachwissen und Know-how. Zudem sind spezielle Werkzeuge (z.B. Lötkolben, Biegezangen, Blechscheren) nötig und die Arbeit findet in für die meisten schwindelerregender Höhe statt. Hier sind die Profis es definitiv wert, engagiert zu werden!

Quellen
www.immo-magazin.de/was-man-bei-der-auswahl-der-dachrinne-beachten-muss/
www.dachdecker.com/…/dachrinne-kaufen
www.eurobaustoff.de/…/die-richtige-dachentwaesserung-fuer-jedes-haus/
www.wikipedia.org/wiki/Dachrinne
www.hausbaumagazin.at/dachrinnen-vor-und-nachteile-der-verschiedenen-materialien/
www.meindach.de/…/alles-zu-dachentwaesserung-arten-aufbau-materialien/