Bringen Licht ins Dunkel: Dachgauben

Eine Dachgaube aus hellem Holz und mit zwei Fenstern ragt mittig aus einem mit roten Dachziegeln gedecktem Dach heraus.Foto: © WikimediaImages, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

So eine Dachgeschosswohnung hat ja schon immer etwas Gemütliches. Allerdings ist aufgrund der Schrägen die nutzbare Fläche deutlich geringer, als es erst scheint. Hier kann ein Dachausbau helfen. Denn Dachgauben sind nicht nur von außen spannend, sondern vor allem auch echt praktisch!

Was ist eine Dachgaube überhaupt?

Eine Gaube ist ein Aufbau im geneigten Dach eines Gebäudes. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Formen, sodass sich eigentlich für jedes Haus eine passende Art finden lässt. Im Idealfall werden Gauben direkt beim Hausbau mit eingeplant. Es ist aber auch in vielen Fällen relativ problemlos möglich, sie noch nachträglich zu ergänzen. Dafür muss z.B. die Statik passen und das Bauamt zustimmen.

Die entscheidenden Vorteile im Innenraum

Gauben wurden bereits im Mittelalter in Häuser eingesetzt. Damals war ihr wichtigster Vorteil die bessere Belüftung des, meist unbewohnten, Raumes. Diese Eigenschaft haben sie auch heute noch inne. Hinzu kommt aber auch das Mehr an natürlichem Tageslicht, was durch sie ins Dachgeschoss kommt. Da die Fenster allerdings senkrecht stehen und die Sonnenstrahlen so nicht vertikal aufs Glas treffen, heizt sich die Luft im Innenraum deutlich weniger auf.

Zudem ist auch der bereits erwähnte Platzfaktor ein attraktives Argument für die Aufbauten. Denn im Gegenteil zu Dachliegefenstern wird mit einer Gaube die Fläche, in der man aufrecht stehen kann, deutlich vergrößert. Wer also mehr Wohlfühlqualität in seinen Wohnraum bringen möchte, ist mit Gauben immer gut beraten.

Gestalterische Vielfalt auch außen

Wenn eine Gaube eingebaut werden soll, beeindruckt sie auch sicherlich mit ihrer Flexibilität. Denn je nachdem welche Art man sich aussucht, kann diese im Prinzip beliebig in Breite und Höhe angepasst werden, sodass auch mehrere Fenster in ihr Platz finden. Aus ästhetischen Gründen sollte man aber immer darauf achten, dass das Haus nicht “kopflastig” wird. Mehrere einzelne Gauben können einen leichteren Gesamteindruck schaffen.

Auch die Anordnung ist entscheidend. Im Normalfall wird immer empfohlen, die Gauben sich an den normalen Fassadenfenstern orientieren zu lassen. Damit die Aufbauten aber dennoch zu einem echten Hingucker werden – denn das ist ein weiterer Vorteil: Sie machen das Gebäude deutlich individueller –, gilt es auch genau zu überlegen, welches Material verwendet werden soll. Eine zum Hauptdach passende Eindeckung bringt Harmonie, ein komplett anderes Material wie etwa Metallblech oder sogar eine Rundum-Verglasung hingegen sind architektonische Ausrufezeichen.

Welche Dachgauben gibt es?

Gauben sind inzwischen keine Seltenheit mehr, sondern erfreuen sich großer Beliebtheit. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es sehr viele Formen gibt. Die am weitesten verbreiteten wollen wir einmal kurz vorstellen.

Flache Gauben – einfach und funktional

Sie sind die echten Alleskönner, denn sie ermöglichen für den Innenraum viel Platzgewinn und für die Außenansicht einen modernen Look. Zu ihnen gehört zum Beispiel die Schleppgaube. Sie hat im Normalfall eine rechteckige Front, von der aus sich ein flach geneigtes Dach mit dem (bestenfalls relativ steilen) Hauptdach verbindet.

Die Flachdachgaube macht ihrem Namen alle Ehren und hat nur eine Neigung von ca. 3 bis 5°. Ihre sehr schlichte Form passt zu modernen, aber auch zu klassischen Bauweisen. Allerdings muss sie mit einem anderen Material (z.B. Kupferblech oder Titanzink) eingedeckt werden. Ihre Konstruktion ist ansonsten recht simpel.

Spitze Gauben – die Klassiker

Sie sind schon wirklich lange im Einsatz, aber trotzdem noch immer absolut angesagt: Die spitzen Gauben. Der Grund dafür: Sie können meist recht problemlos auch nachträglich eingesetzt werden, denn ihre Konstruktion ist recht schlicht. Die Giebelgaube (auch Satteldachgaube) zum Beispiel verfügt über zwei gegeneinander geneigte Flächen, die ein Mini-Dach bilden. An den Seiten haben sie kleine Gaubenwangen, die Fensterfront ist rechteckig.

Spitzgauben (auch Dreiecksgauben) sehen ähnlich aus, haben aber keine kleinen Seitenwände. Darum ist die Fensterfront auch dreieckig. Sie bieten etwas weniger Licht, sind dafür aber von außen ein interessanter Anblick. Für beiden Varianten muss das Dach aber ausreichend (mind. 30°) geneigt sein. Eine Deckung mit dem gleichen Material wie das Hauptdach hat, bietet sich außerdem an.

Eckige Gauben – markante Eyecatcher

Sie sind meist vor allem für ein Highlight von außen zuständig: eckige Gauben. Im Aufbau gleichen sie den Sattelgauben. Haben sie aber auch an der Frontseite eine Schräge, sind es sogenannte Walmdachgauben. Sie sind vor allem architektonisch reizvoll. Der mögliche innere Raumgewinn wird durch sie hingegen nicht völlig ausgereizt.

Im Gegenteil dazu sind die Trapezgauben eine wahre Fundgrube an Platz. Sie eignen sich besonders für große Dächer, da ihre Front selbst schon relativ viel Raum einnimmt. Diese ist wie ein Trapez gestaltet, hat also nach außen ausgestellte Gaubenwangen. So bietet sie auch mehreren Fenstern Platz, ohne zu klobig zu wirken. Die mit dem Hauptdach einheitliche Deckung verstärkt die bauliche Harmonie.

Runde Gauben – die hohe Kunst

Ein rundes Dach, welches sich entweder direkt mit dem Hauptdach verbindet (Tonnendachgaube) oder aber auf Gaubenwangen ruht (Segmentbogengaube), bildet einen besonderen Hingucker. Allerdings ist die Konstruktion auch deutlich aufwendiger. Dafür können sie sehr variabel gestaltet werden, wodurch es auch möglich ist bei einer geringen Höhe eine größere Breite zu bauen. Aufgrund der ausgefallenen Form werden diese Gauben häufig mit Metallblechen eingedeckt.

Die absolute Königsklasse der Gauben ist aber wohl die Fledermausgaube. Kein anderer Aufbau hat solch einen famosen Schwung. Um diese, an eine Sinuskurve erinnernde Linienführung zu erreichen, muss allerdings ein nicht zu unterschätzender Aufwand betrieben werden, denn die Konstruktion ist sehr anspruchsvoll. Ein echter Raumgewinn kommt hierbei auch nicht zustande, dafür aber die wohl harmonischste Einfügung ins Hauptdach. Für die Eindeckung wird – um den Schwung besser ausgleichen zu können – kleinteiliges Material empfohlen (z.B. Reet, Schiefer).

Eine runde Dachgaube, welche mit Reet gedeckt ist.

Foto: © wasi1370, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Eine Frage des Rechts: Worauf muss bei Gauben geachtet werden?

Es gibt drei Punkte, die beachtet werden müssen, wenn Sie sich Gauben in Ihrem Dach wünschen: Zum einen braucht es in vielen Fällen eine baurechtliche Genehmigung. Zum anderen ist der Brandschutz zu beachten. Und als drittes sollte sehr viel Wert auf die Dämmung gelegt werden.

Sind Gauben genehmigungspflichtig?

Gerade wenn Gauben nachträglich eingesetzt werden sollen, können Sie sich relativ sicher sein, dass diese eine baurechtliche Genehmigung benötigen. Der Grund: Sie verändern einschneidend die Optik des Hauses. Je nach gewünschter Gaubenart kann das aber in Ihrer Wohngegend als unpassend empfunden und darum abgelehnt werden.

Eine Anfrage beim Bauamt ist darum unbedingt durchzuführen. Am besten ist es aber, sich auch direkt einen Profi mit an die Hand zu holen. Ein Architekt, der in Ihrer Gegend bereits tätig war, weiß von vornherein sehr guten Rat, welche Gaubenart realisierbar sein dürfte und das optimale Ergebnis für Sie als Bauherrn mit sich bringt. Außerdem kann er Ihnen zur Seite stehen, um alle noch nötigen Unterlagen (Bauvorlagen, Anträge usw.) anzufertigen.

Ein weiterer Profi, der nicht fehlen darf, ist ein Statiker. Denn ein wichtiger Faktor ist die Prüfung der Bausubstanz. Kann der Dachstuhl überhaupt eine solche Mehrlast tragen? Diese Information ist nicht nur für Bauherrn und Architekten wichtig. Ein solches Gutachten wird sehr wahrscheinlich auch das Bauamt einfordern.

Was tun, wenn’s brennt?

Arbeiten am Dach sind auch immer eine Frage des Brandschutzes. Gauben müssen demnach mindestens 1,25 m Abstand zu einer Gebäudeabschlusswand haben. Je nach Gebäudeklasse müssen Gauben zudem auch von innen feuerhämmend und von außen feuerbeständig sein.

Gerade wenn der Dachboden vom Lagerraum zur Wohnfläche ausgebaut werden soll, ist auch der zweite Rettungsweg ein wichtiger Punkt. Damit das Gaubenfenster als solcher anerkannt wird, gibt es je nach Bundesland verschiedene Mindestmaße. In Sachsen heißt es beispielsweise, dass es mindestens 0,90 m x 1,20 m groß und nicht höher als 1,20 m über der Fußbodenoberkante angeordnet sein darf. Ihre Unterkante (oder ein Austritt vor ihr) darf zudem nicht mehr als 1 m von der Traufkante entfernt sein (siehe Musterbauordnung).

Die EnEV beachten!

Falls das noch zur Debatte steht: Eine Gaube muss unbedingt auch gedämmt sein, denn für sie gelten genauso die Vorgaben der EnEV. Es dürfen keine Wärme- bzw. Kältebrücken entstehen. Durch den Wechsel der Dachflächenrichtungen bei einer Gaube entstehen außerdem sogenannte Kehlen, durch welche Feuchtigkeit schnell eindringen kann. Darum sollte die Dämmung einer Gaube die gleiche Stärke und Eigenschaften wie die des restlichen Daches haben.

Eine Frage der Höflichkeit

Sind all diese Punkte geklärt, sollten Sie vielleicht auch noch einmal das Gespräch mit den Nachbarn suchen. Unter Umständen können Dauchaufbauten wie Gauben nämlich zu Änderungen der Einblicksituationen führen, was nicht nur zu schlechter Stimmung in der Nachbarschaft führen, sondern sogar rechtliche Konsequenzen haben kann. Darum gilt: Lieber vorher einmal nachfragen, dann klappt es auch mit den Dachgauben!

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Dachgaube
www.bauen.de/gaube.html
www.dach.de/dachfenster-gauben/gauben/
www.holztusche.de/…/2016-02_HolzbauAktuell.pdf
www.velcdn.azureedge.net/…/velux-info-rettungswege-notausstiegsoeffnungen.pdf?la=de-de
www.bauemotion.de/…/16214414/
www.brandschutzbuero.de/…/publikation2.pdf