Sicherheit zu Hause: Wie sieht ein guter Einbruchschutz aus?

Hilfreicher Einbruchsschutz: Ein Einbrecher wird von einer Videokamera gefilmt und das Geschehen wird auf ein Smartphone übertragen.Foto: © geralt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Es passiert alle zwei Minuten in Deutschland: ein versuchter Einbruch. So heißt es zumindest. Zudem sprechen Medien davon, dass die Zahl der Einbrüche zunimmt. Doch tatsächlich ist 2018 die Statistik erstmals wieder unter 100.000 gemeldeter Fälle gesunken. Das ist die niedrigste Zahl seit über 20 Jahren! Grund dafür könnten verschärfte Strafverfolgungen sein, aber auch die stärkere Investition in Sicherungstechnik. Doch das ist ein großes Feld und nicht jede Alarmanlage ist wirklich hilfreich. Wir geben Ihnen darum Tipps, welcher Einbruchschutz wirklich sinnvoll ist.

Wo und wann wird eigentlich eingebrochen?

Aus den unterschiedlichsten Annahmen heraus haben sich verschiedene Klischees über Einbrecher in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Anhand derer treffen sie Entscheidungen über den Schutz Ihrer Wohnräume. Doch das ist gefährlich, denn die Diebe sind nicht stehen geblieben! Auch sie gehen mit der Zeit und so entwickelt sich ihr Vorgehen stetig weiter. Daraus ergibt sich folgendes Bild.

Eingebrochen wird nur nachts!

Das stimmt schon längst nicht mehr. Inzwischen finden die meisten Einbrüche am helllichten Tage statt, tendenziell sogar in der Feierabendzeit. Der Grund dafür ist, dass die meisten Diebe darauf spekulieren, dass in dieser Zeitspanne ohnehin niemand zu Hause ist – häufig zu recht!

Einbrüche boomen in der Urlaubszeit!

Auch das ist ein Irrtum. Die Schreckensvorstellung, dass man nach zwei Wochen an der See heim kommt und ein totales Chaos in der Wohnung vorfindet, ist inzwischen überholt. Tatsächlich haben Einbrüche in der dunklen Jahreszeit eher ihre Hochkonjunktur. Auch hier zeigt sich also: ein verlassenes Haus ist nicht zwangsläufig gefährdeter als eines, in dem die Bewohner da sind.

Hausbesitzer müssen sich besonders schützen!

Leider ein weiterer Trugschluss. Heutzutage stellen Mehrfamilienhäuser oder Mietshäuser fast ein attraktiveres Ziel für Einbrecher dar. Denn hier profitieren sie von der zunehmenden Anonymität. Wo mehrere Mietparteien wohnen, die sich häufig auch nicht mehr wirklich kennen, fällt ein Fremder kaum auf. Zudem lockt nicht immer die teure Luxusanlage, welche häufig ohnehin gut gesichert ist. Bekanntlich macht Kleinvieh auch Mist.

Sind Alarmanlagen der beste Einbruchschutz?

Wir stellen also fest: Auch wenn die Einbrüche weniger werden, kann es doch eigentlich jeden treffen. Und auch wenn die Sachschäden bzw. Verluste durch Versicherungen schnell ausgeglichen werden können – Opfer solcher Taten tragen häufig ein Trauma davon und fühlen sich nicht mehr sicher. Eine Alarmanlage kann diesem Gefühl unter Umständen vorbeugen bzw. es verringern.

Was ist eine Alarmanlage?

Für gewöhnlich ist dies ein System aus mehreren Komponenten. Dazu gehört eine zentrale Steuerungseinheit, die das Herz der ganzen Anlage bildet. Hinzu kommen verschiedene Sensoren, z.B. Bewegungsmelder, Rauchwarnmelder, Glasbruchsensoren usw. Auch Videokameras können integriert sein.

Schließlich gibt es noch die Alarmgeber. Das kann in Form eines lauten, akustischen Signals (Sirene) sein, es kann aber auch eine Art Meldesystem angeschlossen sein, welches die Information über das Haus an den Bewohner oder eine Zentrale weiterleitet und so ein zeitnahes Reagieren ermöglicht.

Welche Alarmanlagenarten gibt es?

Generell sollte man die Sicherheit seines Hab und Gutes nicht in die metaphorischen Hände von irgendeiner Alarmanlage legen. Achten Sie darauf, dass das System nach der DIN EN 45011 zertifiziert ist. Dabei gibt es drei verschiedene Klassen:

  • Klasse A: für Wohnobjekte und Personen
  • Klasse B: für Gewerbeobjekte, öffentliche Gebäude und Wohngebäude mit erhöhter Gefährdung
  • Klasse C: wie Klasse B aber mit sehr hoher Gefährdung

Zudem können Sie die Art der Informationsübertragung bei Ihrer Anlage wählen. Das bedeutet, es gibt Funk-Systeme, aber auch verkabelte. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.

Funk-Alarmanlage:

  • Komponenten müssen nicht durch Kabel verbunden werden, sondern kommunizieren via Funk
  • dadurch wird Einbau sehr schnell
  • Anschaffung ist dafür etwas höherpreisig
  • Funkanlagen können gut nachgerüstet werden und sogar mit umziehen
  • haben eine hohe Flexibilität, können nach Bedarf erweitert werden
  • brauchen aber unter Umständen mehr Zubehör (Funk-Repeater)
  • Sensoren usw. werden durch Batterien betrieben, die einer regelmäßigen Wartung bedürfen

Draht-Alarmanlage:

  • hat geringe Anschaffungskosten
  • ist aufwendiger im Einbau, (Kabel müssen verlegt werden)
  • daher eher geeignet für Um- bzw. Neubauten
  • hat einen geringeren Wartungsaufwand, da keine Batterien nötig sind
  • hohe Störungsresistenz, da Signale gut geschützt übertragen werden
  • meist eine gute Wirtschaftlichkeit

Es gibt inzwischen auch Hybrid-Varianten, die sowohl Eigenschaften der Draht- als auch der Funk-Alarmanlagen vereinen.

Wer sollte eine Alarmanlage einbauen?

Sicherlich gibt es sehr günstige Varianten im Baumarkt, die mit einer einfachen Montage locken. Doch damit eine Alarmanlage wirklich verlässlich ihren Dienst tut, sollten besser Profis ans Werk. Denn es gilt einiges zu beachten.

Allein die Platzierung der verschiedenen Elemente ist nicht ohne. So sollte vor allem die Zentraleinheit an einem nicht direkt sichtbaren Ort installiert werden. Auch die übrigen Bestandteile sollten besser versteckt angebracht sein. Der Grund: Einbrecher können sonst versuchen die Anlage zu deaktivieren oder zumindest die entsprechenden Sensoren zu umgehen.

Das Schöne ist, dass gerade Funkanlagen inzwischen mit ihrem Einbau punkten können. Dieser braucht meist nur noch einen halben, maximal ganzen Tag und verursacht kaum Schmutz oder andere Einschränkungen. Auch die Kosten sinken dadurch deutlich. Entscheidet man sich für eine Draht-Alarmanlage müssen die Kabel entsprechend in den Wänden verlegt werden. Auch hierfür lohnt es sich, einen Fachmann zu engagieren, denn das in Eigenleistung zu stemmen, ist eine große Herausforderung.

Ist eine Alarmanlage aber nun sinnvoll?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Verschiedene Studien und Statistiken können so oder so ausgelegt werden. Während generell niemand 100% sicher sein kann und ein ungeschütztes Haus durchaus als Einladung für so manchen Verbrecher interpretiert wird, kann eine Alarmanlage wiederum besonders vielversprechend sein. Denn wer sich versucht mit einer solchen abzusichern, der hat sicher etwas, das sich zu stehlen lohnt. Oder?

Fakt ist: Eine Alarmanlage verhindert in den seltensten Fällen einen Einbruch. Videokamera, Licht oder Signaltöne schrecken wenn, dann nur ungeübte Täter ab. Profis hält das kaum auf. Eine Alarmanlage sollte darum eher als Gefahrenmelder betrachtet werden. Ein stummer Alarm samt Benachrichtigung einer Zentrale hilft häufig mehr. Denn so können die Täter vielleicht noch auf frischer Tat ertappt werden.

Durch ergänzende Sensoren können aber nicht nur Einbrüche, sondern auch Brände oder Wasserschäden schnell bemerkt und eingedämmt werden. Aus all dem ergibt sich dann meist auch ein gutes Bauchgefühl, das mit Einzug hält. Und dieses ist manchmal mehr Wert, als alles andere.

Dieser Einbruchsschutz wird empfohlen

Während Alarmanlagen also weniger Einbrüche verhindern, als sie eher anzuzeigen, gibt es aber durchaus Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um einen wirklichen Einbruchsschutz zu installieren. Die häufigsten Wege, die Diebe nämlich auch heute noch nutzen, sind Türen und Fenster, welche mit den Werkzeugen Brecheisen und Schraubendreher unsanft geöffnet werden. Dagegen helfen mechanische Sicherungen.

Türen sichern

Damit eine Tür einem Einbruchsversuch standhält, muss sie selbst einige Eigenschaften mitbringen, genauso wie der Rahmen. Alles muss fest verbaut und in sich stabil sein. Die empfohlene Widerstandsklasse für Türen ist die RC 2, welche dahingehend geprüft ist, dass Türblatt, Schloss, Zarge und Beschlag als Gesamtkonstruktion keine Schwachpunkte aufweisen. Weitere Maßnahmen, die von der Polizei empfohlen werden, können diese sein:

  • Zylinderschlösser (Einsteckschlösser) als Mehrfachverriegelungen geprüft/zertifiziert nach DIN 18251 ab der Klasse 3 oder als Einfachverriegelungen nach DIN 18251 in den Klassen 4 und 5 – beide Verriegelungsarten optimalerweise mit Hakenschwenkriegeln
  • Profilzylinder geprüft/zertifiziert nach DIN 18252 in der Zylinderklasse 1 (= 21 bzw. alt: P2) und in der Zylinderklasse 2 (= 82 bzw. alt: P3) mit Bohrschutz (BS)
  • Schutzbeschlag geprüft/zertifiziert nach DIN 18257 in der Widerstandsklasse ES 1, ES 2 oder ES 3 mit Zylinderabdeckung (ZA) als Ziehschutz; Alternative: Profilzylinder mit Bohr- und Ziehschutz (BZ))
  • Zusatzschlösser, Querriegelschlösser, Mehrfachverriegelungen mit Sperrbügel sowie Bandseitensicherungen und Bänder geprüft/zertifiziert nach DIN 18104 Teil 1

Fenster schützen

Da Fenster tendenziell nicht eingeschlagen, sondern ausgehebelt werden, ist dies einer der Angriffspunkte, die es zu schützen gilt. Die verbauten Fenster-Elemente sollten darum möglichst nach DIN EN 1627 geprüft und zertifiziert sein. Für den privaten Bereich wird eine Widerstandsklasse von RC 2 oder RC 3 empfohlen. Folgende Maßnahmen sind ebenfalls ratsam:

  • bereits eingebaute Fenster mit Aufschraubsicherungen und Pilzkopfzapfenbeschlägen nachrüsten
  • Aufschraubsicherung sollten nach DIN 18104 Teil 1 zertifiziert sein, Pilzkopfzapfenbeschlag nach DIN 18104 Teil 2
  • Aufschraubsicherungen am besten auf Band- u. Griffseite anbringen
  • abschließbare Fenstergriffe mit DIN 18267-Prüfung und Widerstandsklasse von FG-S-1

Gut zu wissen: drei nützliche Punkte zum Schluss

Wer noch immer nicht ganz sicher ist, ob und welchen Einbruchschutz er nun wählen soll, für den haben wir hier noch drei interessante Fakten zusammengetragen. Denn für Mieter gelten andere Voraussetzungen, die u.U. durchaus hohen Kosten können zum Teil geringer ausfallen, als gedacht und ganz kostenlos Hilfe können Sie ebenfalls erhalten!

Einbruchschutz für Mieter

Die empfohlenen Maßnahmen sind schwieriger umzusetzen für Wohnungsmieter als für Eigentümer. Denn eigenmächtig dürfen keine baulichen Veränderungen durchgeführt werden. Dazu zählen bereits die erwähnten Riegel. Wer also Wert auf einen guten Einbruchschutz legt, sollte sich zunächst an den Vermieter wenden, eventuell auch geschlossen als ganze Hausgemeinschaft.

Fördermöglichkeiten für Sicherheitsmaßnahmen

Ob es nun spezielle Türen und Fenster sind oder doch eine komplette Alarmanlage – je nach Immobiliengröße geht das schnell ins Geld. Hier gibt es aber die Option, eine Förderung bei der KfW zu beantragen. Seit März 2017 hat das Kreditinstitut die Grenzen von ehemals 2.000 Euro auf nur noch 500 Euro gesenkt. Dadurch wird der Einbruchschutz deutlich leichter erschwinglich.

Beratungsstellen für jeden

Wurde bei Ihnen selbst eingebrochen und Sie wollen, dass das möglichst nicht wieder passiert? Oder betrifft es einen Nachbarn und Sie wollen nun vorsorglich Ihr Heim schützen? Bauen Sie vielleicht gerade und wünschen sich natürlich ein sicheres Haus? In all diesen Fällen lohnt sich der Gang zu einer der über 260 polizeilichen Beratungsstellen deutschlandweit. Hier können Sie Termine mit speziell geschulten Fachpersonen ausmachen und erhalten vor Ort Tipps und Empfehlungen, wie Sie zukünftig einen optimal Einbruchschutz umsetzen können.

Solche Beratungen sind übrigens in der Regel kostenfrei! Sie wahrzunehmen lohnt also bestimmt. Genauso auch der Einbruchschutz, denn weniger wird Ihre Sicherheit dadurch nicht. Sie können nur gewinnen.

Quellen
www.zeit.de/…/wohnungseinbrueche-polizei-aufklaerung-sicherheit-sicherheitstechnik-anstieg/seite-2
www.ihr-sicheres.haus/
www.merkur.de/…/einbruchschutz-bringt-eine-alarmanlage-zr-8124238.html
www.zuhause-sicher.de/…/tueren-tore/
www.zuhause-sicher.de/…/fenster/
www.t-online.de/…/einbruchpraevention-durch-kostenlose-vor-ort-beratung-der-polizei.html
www.tagesspiegel.de/…/kriminalitaetsstatistik-2018-zahl-der-wohnungseinbrueche-sinkt-auf-unter-100-000/24163838.html