Fassadenbegrünung – mehr als nur ein Hingucker?

Ein Haus ist komplett mit Efeu als Fassadenbegrünung bewachsen.Foto: © Joe Shoe, Lizenz: Creative Commons CC BY 2.0, Quelle: Wikimedia Commons

Sie ist schnell, bunt und abwechslungsreich – die Stadt. Ihre Bewohner lieben den Trubel und all die Möglichkeiten. Was sie aber dafür häufig schmerzlich vermissen, ist das Grüne. Pflanzen und Natur tragen nachweislich zur Lebensqualität bei. Eine Fassadenbegrünung ist darum eine attraktive Lösung für dieses Problem. Doch lohnt sich der Aufwand wirklich? Erfahren Sie hier mehr!

Was ist Fassadenbegrünung?

Wie der Name schon vermuten lässt, versteht man unter der Fassadenbegrünung einen absichtlichen Bewuchs von Außenwänden. Dieser erfolgte früher meist mit Kletterpflanzen und Rankhilfen. Heutzutage wird aber auch verstärkt die Fassade selbst als vertikale Vegetationsfläche genutzt. Davon ausgehend kann also zwischen boden- oder wandgebundener Begrünung unterschieden werden. Zudem erfolgt eine Differenzierung hinsichtlich der Art des Pflanzenwachstums: Demnach können Sie eine Begrünung mit Selbstklimmern oder aber mit Kletterhilfen realisieren. Hinzu kommen natürlich auch diverse Mischformen.

Bodengebundene vs. wandgebundene Begrünung

Sind die Wurzeln einer Pflanze im Boden verankert, so zählt sie als bodengebundene Begrünung. Dies ist die klassische Version, welche bereits seit Jahrhunderten zu finden ist. Bei diesem Bewuchs strebt die Pflanze von ganz unten stetig nach oben. Handelt es sich hingegen um eine wandgebundene Variante, befinden sich die Wurzeln auf verschiedenen Ebenen in einer Art Kassettensystem entlang der Fassade.

Hier hat die Pflanze keinen Kontakt zum Boden, sondern sitzt in mit Substrat gefüllten Taschen (z.B. aus Vlies, Kunststoff oder Aluminium). Dadurch kann sie sich aber auch kein Wasser und keine Nährstoffe aus dem Erdreich ziehen. Deswegen werden hierbei häufig automatische Versorgungsanlagen eingesetzt. Diese sind wiederum vergleichsweise wartungsintensiv und auch etwas kostspieliger.

Vorteil der wandgebundenen Variante ist dafür eine sehr gleichmäßige Begrünung auf der gesamten Fläche. Bei der bodengebundenen muss die Pflanze erst langsam empor wachsen. Dafür ist diese Bewuchsform günstiger und auch etwas leichter zu pflegen.

An einer Hauswand wächst roter Wein als Fassadenbegrünung um ein Fenster.

Foto: © engelalm, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Selbstklimmer vs. Kletterhilfen

Eine zweite Unterscheidung der Fassadenbegrünung wird hinsichtlich der einsetzbaren Pflanzen getroffen. Hierbei gibt es auf der einen Seite jene Gewächse, die sogenannte Haftorgane (z.B. Haftwurzeln oder Haftscheiben) ausbilden und somit zu einem Direktbewuchs der Bauwerke fähig sind. Diesen Varianten hängen sehr viele Vorurteile nach, dass sie die Fassade nur schädigen würden.

Das gilt allerdings eher für ältere Gebäude. Dank neueren Bauweisen und anderen technischen Voraussetzungen ist eine solche Pflanze schon lange nicht mehr zwangsläufig für Putz und Mauerwerk gefährlich. Dennoch gilt als Faustregel, dass besser nur vergleichsweise harte, belastbare und fugen- sowie rissfreie Oberflächen mit Selbstklimmern begrünt werden sollten.

Die Alternative dazu stellen Gerüstkletterpflanzen dar. Diese werden in drei Kategorien unterschieden: Der Rankpflanze (z.B. Wein), der Schlingpflanze (z.B. Knöterrich) und den Spreizklimmern (z.B. eine Rose). Entsprechend unterschiedlich müssen auch die sogenannten Kletterhilfen aussehen. Meist werden Seilsysteme oder aber Gitter aus Holz oder Metall eingesetzt. Man kann aber auch andere Bauteile (z.B. Stützen eines Carports) einbeziehen. In jedem Fall gehört hier einiges an Vorwissen und Pflege dazu. So muss der Untergrund z.B. geeignet sein, eine solche Last zu tragen. Es lohnt sich also in jedem Fall eine Fachfirma zu kontaktieren und hier gemeinsam die Möglichkeiten auszuloten.

Gründe für eine Fassadenbegrünung

Wir sagten es ja eingangs bereits: Etwas mehr Grün in der Stadt wünschen sie wohl die meisten Bewohner. Doch es hat nicht nur optische Gründe. Auch bauphysikalisch, lufthygienisch und stadtökologisch kann sich eine Fassadenbegrünung durchaus positiv auswirken.

Wärmeschutz und Wärmedämmung

Ist die Fassadenbegrünung einmal ordentlich ausgebildet, hat das dichte Blattwerk einen ganz großen Vorteil: Es hält im Sommer die direkte Sonneneinstrahlung ab. Dadurch heizen sich (gerade bei ungedämmten Wänden) die Gebäude längst nicht mehr so extrem auf.

Handelt es sich bei der Bepflanzung um eine immergrüne, lässt sich dieser Effekt im Übrigen auch in der kalten Jahreszeit beobachten – nur umgekehrt. Denn durch die zusätzliche Luftschicht zwischen Blätter und Fassade entsteht eine wärmedämmende Wirkung. Eine Fassadenbegrünung ist also eine natürliche Klimaanlage.

Verbessertes Mikroklima

Die große Menge an Pflanzen ist im Stande, eine sehr effektive Filterung der Luft durchzuführen. Das bedeutet, die Blätter entnehmen der Luft Staub und Schadstoffe und binden diese. Zudem sorgen sie auch für eine bessere Luftqualität, indem sie zum einen Kohlenstoffdioxid aus der Umgebung binden und dafür Sauerstoff bilden. Zum anderen verdunstet über die Blätter mehr Wasser, was die Luftfeuchtigkeit steigert und gleichzeitig die Umgebung angenehm kühlt.

Lärmschutz und Gebäudeschutz

Die meisten werden das Vorurteil kennen: Kletterpflanzen machen die Fassade kaputt! Doch das ist inzwischen, wie bereits erwähnt, gar nicht mehr zwangsläufig so. Werden geeignete Gewächse eingesetzt, schützen diese die Bausubstanz sogar. Immerhin halten sie direkte UV-Strahlung ab, lassen keinen Schlagregen bis auf die Wand treffen und verhindern auch unattraktive Schmutzablagerungen. Und sogar im Boden helfen die Pflanzen, denn ihre Wurzeln entziehen der Erde das Wasser, wodurch Keller und Fundament auch trockener bleiben.

Und noch einen Vorteil bringt die Begrünung mit sich: Das Blattwerk schluckt Schallwellen. Dadurch wird der Umgebungslärm nicht mehr so intensiv wahrgenommen. Zudem reflektiert die unregelmäßige Oberfläche die Geräusche auch deutlich weniger, als eine glatte Hauswand es tun würde. Dadurch kann eine Lärmminderung von bis zu 10 dB erfolgen. Das kann schon den Unterschied zwischen einem Wasserkocher (ca 70 dB) und einem sehr lauten Streitgespräch (ca. 80 dB) ausmachen.

Beitrag zur Biodiversität

Das Insektensterben und damit das Fortbleiben zahlreicher Vogelarten ist inzwischen längst kein Mythos mehr. Mit einer Fassadenbegrünung trägt man aber auch dazu bei, wieder für mehr Biodiversität zu sorgen. Die Pflanzen sind beispielsweise Lebensraum für viele Insekten und bieten auch zahlreiche Nahrungsquellen. Das lockt wiederum Vögel an, welche die Begrünung aber nicht nur als Buffet annehmen, sondern auch z.B. als Nistplatz.

Was Sie zur Fassadenbegrünung noch wissen sollten…

Zunächst einmal besonders wichtig ist wohl, dass Sie theoretisch keinerlei Baugenehmigung für eine Fassadenbegrünung benötigen. Dennoch empfiehlt es sich, mit dem zuständigen Bauamt zu sprechen, da es vielleicht spezielle, lokale Bauauflagen gibt, die mit einer solchen Begrünung kollidieren könnten. Oder die Pflanzen ragen in den öffentlichen Raum. Steht Ihr Haus unter Denkmalschutz, muss dies ebenfalls berücksichtigt werden. Und wenn Sie Teil einer Eigentümergemeinschaft sind oder Mieter, müssen ebenfalls erst alle Zuständigen zustimmen. Ein solches Vorhaben sollte also immer fallweise entschieden werden.

Kommt es dann tatsächlich zur Umsetzung, wird als Start für die Bepflanzung am besten der Frühling (ab April) oder dann der Herbst (von September bis Anfang November) angesetzt. Eine nachträgliche Begrünung ist allerdings immer etwas aufwendiger, als wenn diese Maßnahme direkt beim Neubau schon eingeplant wurde. Handelt es sich bei Ihnen also um einen Bestandsbau, ist die Fassadenbegrünung ideal, wenn ohnehin die Hauswand gedämmt werden soll.

Und schließlich noch ein Tipp: In manchen Städten bekommen Sie einen Zuschuss zu einer solchen Maßnahme. Dazu zählt momentan aber meist nur die bodengebundene Variante. Zudem gibt es auch regional viele Unterschiede. Dennoch lohnt es sich, vor Baubeginn das örtliche Bau- und Gartenamt zu konsultieren und nach den Möglichkeiten zu fragen. Denn von einer Fassadenbegrünung profitieren eigentlich alle.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Fassadenbegrünung
www.aktiv-online.de/…/fassadenbegruenung-ein-fachmann-erklaert-was-man-darueber-wissen-sollte-3998
www.aktiv-online.de/…/kletterpflanzen-welches-gruen-sich-fuer-fassaden-eignet-3986
www.oekologisch-bauen.info/…/fassadenbegruenung/