Kampf dem Schimmel – Kalkfarbe für den Innenbereich

Ein Gang, der um eine Kurve und dabei leicht ansteigend verläuft ist am Boden mit kleinen Pflastersteinen ausgestattet. Die Wände sind mit Kalkfarbe weiß gestrichen.Foto: © Pexels, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Schimmel ist eines der häufigsten Probleme, das wir heutzutage mit Wohnräumen haben können. Dabei gibt es ein absolut wirksames Mittel dagegen: Kalkfarbe bzw. Kalkputz. Doch dieser Helfer in der Not ist nicht einfach zu verarbeiten. Warum sich der Aufwand dennoch lohnt, erklären wir hier!

Wo kommt der ganze Schimmel her?

Trotz modernster Bauweise klagen inzwischen immer mehr Menschen über Schimmel in ihren Wohnungen. Doch an diesem Satz stimmt etwas nicht ganz – denn es müsste heißen “wegen modernster Bauweisen”. Denn da wir Gebäude immer hermetischer abdichten und dann häufig nicht genügend lüften, wird der Weg für Schimmel geebnet. Tatsächlich begünstigen sogar einige Wandfarben bzw. -putze sein Wachstum. Und wenn das Mauerwerk nicht ausreichend vor Feuchtigkeit geschützt ist, sind die Bedingungen ideal.

Schimmel braucht nicht viel: Da die Sporen sich fast überall in der Luft befinden und nur etwas Feuchtigkeit und einen Nährboden brauchen, kann der Pilz überall gedeihen. Als Nährboden reicht schon üblicher Haushaltsstaub, die Feuchtigkeit stammt in kondensierter Form aus der Luft.

Einmal gewachsen, gilt Schimmel als sehr gesundheitsgefährdend. Die Sporen greifen Haut und Schleimhäute an, können eingeatmet werden und so für eine Lungenentzündung sorgen. In besonders schlimmen Fällen schädigt Schimmel sogar Organe wie Herz oder Nieren. Ihn in seiner Wohnstätte zu beherbergen sollte also besser vermieden werden.

Kalkfarbe als Schimmelschutzschild – innen wie außen

Vorteile des Material Kalks

Kalk an und für sich kennen viele wohl eher als unschöne Hinterlassenschaft auf Wänden, Waschbecken und Armaturen in Bad und Küche. Es ist aber eigentlich ein Ablagerungsgestein, welches von Muscheltieren aus dem Urmeer stammt. Es wird in großen Steinbrüchen meist übertage abgebaut und ist schon in der Antike ein wichtiger Baustoff gewesen!

Sein größter Vorteil ist wohl seine enorme Alkalität. Mit einem pH-Wert von über 12 bietet er Schimmel oder Fäulnis keinen Angriffspunkt und ist somit resistent. Darum sind Kalkputz und Kalkfarbe eine absolut effektive Waffe gegen die ungebetenen Gäste.

Gerade in feuchten Räumen punkten Anstriche mit Kalk aber auch mit ihrem zweiten großen Vorteil: sie sind kapillar und hochporös, das bedeutet, sie sind feuchtigkeits- und gasdurchlässig. So kann das Mauerwerk atmen und immer gut trocknen.

Kalkfarbe – eine ökologische Wunderwaffe?

Anstriche mit Kalk bestehen im Grunde nur aus Kalk, Wasser und einigen wenigen Zusätzen (die im Idealfall voll deklariert sein sollten!). Sie verzichten komplett auf den Einsatz von synthetischen Konservierungsstoffen oder Bindemitteln – diese Aufgaben übernimmt allesamt der Kalk selbst. Somit entsteht eine Farbe, die emissionsfrei, dampfdiffusionsoffen und desinfizierend ist. Sie reguliert eigenständig die Feuchte und sorgt somit für ein sehr gutes Raumklima.

Einmal ausgehärtet ist die Farbe aber auch besonders haltbar und zudem elastisch. Ein Abplatzen vom Untergrund kann nahezu ausgeschlossen werden. Sie kann zusätzlich sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden. Im Übrigen produziert Kalkfarbe auch keine Umweltbelastung und keinerlei Entsorgungsprobleme. Sie ist also rundherum ein ökologisches und biologisches Produkt und entspricht damit genau dem modernen Zeitgeist.

Wie entsteht Kalkfarbe überhaupt?

Bevor es einen Anstrich an der Wand gibt, durchläuft der Kalk den sogenannten Kalk-Kreislauf. Dabei wird Kalkstein (Calciumcarbonat / CaCO3) zunächst in einem Ofen gebrannt. Der daraus entstehende Branntkalk (Calciumoxid / CaO) wird im nächsten Schritt mit Wasser vermischt, man sagt auch gelöscht. Dabei entsteht so viel Wärmeenergie, dass das Wasser verdampft.

Was davon übrig bleibt ist der Löschkalk (Calciumhydroxid / Ca(OH)2). Dieser muss nun im richtigen Verhältnis mit Wasser verdünnt werden und kann dann als Anstrich aufgebracht werden. Der letzte Schritt des Kalk-Kreislaufs ist das Abbinden. Dazu braucht das Gemisch Kohlendioxid, welches es der Umgebungsluft entnimmt. Damit entwickelt es sich wieder zu Kalkstein (Calciumcarbonat) und geht eine sehr feste Verbindung mit dem Untergrund ein.

Das Resultat ist ein meist weißer, manchmal auch cremefarbener Wandanstrich, der wie schon gesagt ausgesprochen lange hält und sich insbesondere auf das Raumklima positiv auswirkt. Darum eignet er sich nicht nur für feuchte Räume wie Keller oder Bad, sondern sollte auch in die Wohn- und Schlafzimmer Einzug halten. Wer hier lieber keine weißen Wände wünscht, kann auch abgetönte Kalkfarben bekommen. Diese sind mit speziellen, kalkechten Pigmenten versetzt.

Kalkanstrich – bester Freund oder schlimmster Feind?

Bei all diesen Vorteilen, die Kalkfarbe (und auch Putz) mit sich bringt, fragt man sich doch, wieso sie nicht in jedem Haus Anwendung findet. Der Grund ist der große Aufwand und das umfassende Know-How, was mit dem Auftrag verbunden ist. Denn der ist in der Tat eine Herausforderung.

Punkt eins: Welcher Untergrund wird bearbeitet?

Zu wissen, welches Material der Untergrund ist, ist entscheidend für den Erfolg des Auftrags. Denn nur bei einem festen, mineralischen und gut saugenden Untergrund wie eben ein Kalkputz kann Kalkfarbe ohne weitere Vorbehandlung aufgetragen werden. Besteht Wand oder auch Decke aus einem anderen Baustoff (zum Beispiel Gipskarton oder Trockenbauplatten), so sind Voranstriche bzw. Grundierungen mit speziellen Mitteln nötig.

Zudem muss man sich auch sicher sein, dass keine Latex- oder Ölfarben mehr auf der Wand sind. Diese hindern nämlich die Kalkfarbe daran, sich tief und dauerhaft mit dem Untergrund zu verbinden. Falls ein solcher Anstrich doch noch vorhanden ist, muss er je nachdem entfernt oder zumindest angelaugt werden.

Punkt zwei: Wie wird die Farbe verarbeitet?

Es gibt zwar bereits vorgefertigte Kalkfarben, aber häufig müssen diese auch erst vor Ort angemischt werden. Das ist nicht ganz ungefährlich aufgrund der chemischen Reaktion. Außerdem ist das richtige Verhältnis von Wasser und Löschkalk entscheidend! Da die Kalkfarbe in mehreren Schichten auf die Wand gebracht werden muss, variiert dieses auch von anfangs wässriger zu später intensiver.

Ihre endgültige Deckkraft entwickelt die Kalkfarbe übrigens ohnehin erst nach der vollständigen Trocknung. Dies muss ebenfalls mit einkalkuliert werden. Um das aber abschätzen zu können braucht es einiges an Erfahrung!

Auch das Streichen selbst ist eine Kunst für sich. Da die Farbe schnell mit der Luft reagiert, passiert es auch genauso rasch, dass sie bereits leicht abbindet, während man noch streicht. So werden aber unschöne Pinselabsätze sichtbar. Ein schnelles Arbeiten mit einer speziellen Nass-in-Nass-Technik ist darum das A und O. Außerdem muss hochpigmentierte Farbe ständig umgerührt werden, damit die Farbe gleichmäßig bleibt.

Punkt drei: Was muss beim Abbinden beachtet werden?

Damit der Kalk sich in Ruhe das Kohlendioxid in der Menge aus der Luft holen kann, die er zum ordentlichen Abbinden braucht, ist eine Sache unverzichtbar: Feuchtigkeit! Schon vor dem Streichen müssen die Wände angefeuchtet werden, danach aber unter Umständen ebenso.

Klingt bizarr, denn die Farbe soll ja trocknen. Aber nur so gelingt der chemische Prozess des Carbonatisierens. Darum ist es wichtig, dass ein geschultes Auge die Wand ständig prüft und bei Bedarf wieder anfeuchtet. Im Übrigen sollte auch direkte Sonneneinstrahlung während dieser Zeit vermieden werden.

Fazit: Kalkfarbe – ein anspruchsvolles, aber tolles Produkt!

Es hat schon seinen Grund, dass Kalkfarbe und Kalkputz bereits vor Jahrtausenden zur Anwendung kamen. Die Vorteile sind enorm und heute wahrscheinlich attraktiver den je. Allerdings ist der Auftrag wirklich nicht ohne und sollte besser von einem Profi durchgeführt werden. Nur so profitieren die Wände garantiert von dem besonderen Innenanstrich!

Um die Verarbeitung zu erleichtern, werden mittlerweile spritzfähige Oberputze und Kalkfarben angeboten. Für eine gute Verarbeitbarkeit werden in diese meist geringe Dispersionsanteile eingearbeitet, die aber nur wenig Einfluss auf die positiven Eigenschaften des Reinkalks haben. Der größte damit verbundene Vorteil ist der Zeitfaktor. Denn ein klassisches Einfamilienhaus kann an einem Tag komplett gespritzt werden. Mehr dazu sagt Ihnen Ihr Malerfachbetrieb.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Kalkfarbe
www.kalk-lehmputz.de/kalkfarbe/
www.oekologisch-bauen.info/…/kalkfarbe.html