Wie hilft die RAL-RG 678 dem Bauherrn?

Eine Person arbeitet an einer Steckdose in der Wand.Foto: © rawpixel, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

Hat Ihre Küche insgesamt 11 Steckdosen? Nein? Dann tut es uns leid, dass wir Ihnen das so unverblümt mitteilen müssen, aber: Sie erfüllen nicht einmal das Mindestmaß der Elektro-Ausstattung einer Wohnung. Wer das gern ändern möchte und seine vier Wände entweder gerade renoviert oder gar neu errichtet, sollte dringend einen Blick in die RAL-RG 678 werfen. Wir erklären, warum und was Sie als Bauherr noch dazu wissen sollten.

Was ist die RAL-RG 678?

Ob man nun gerade ein neues Haus plant oder aber ein Bestehendes modernisieren will – die Elektroinstallation ist dabei immer eine wichtige und gleichzeitig knifflige Sache. Hier wollen verschiedene Fragen detailliert geklärt werden: Wie viele Steckdosen braucht man in jedem Raum? Wo sollten diese platziert sein? Welche Beleuchtungsanschlüsse sind nötig und wo? Und wie viele Stromkreise müssen bereitstehen? Wer hier nicht gewissenhaft Zeit investiert wird später unter Umständen ins Trudeln kommen.

Die RAL-RG 678 ist eine Richtlinie, welche die Ausstattungsstandards der Elektroinstallation definiert. Sie wird vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung herausgegeben und ist dafür gedacht, eben genau die oben gestellten Fragen genau zu klären. Dabei ist sie ausgerichtet auf Wohnungen (Ein- u. Mehrfamilienhäusern) und selbstständige Wirtschaftseinheiten in Gebäuden, die nicht nur Wohnzwecken dienen. Sie gilt für alle elektrischen Anlagen, die Starkstrom, Gebäudesystemtechnik, Kommunikation, Information, Rundfunk, Fernsehen (TV) und Gefahrenmeldung bereitstellen.

DIN 18015 vs. RAL-RG 678

Wer sich mit der Thematik der Elektroinstallation ein wenig näher beschäftigt, wird nicht nur die RAL-RG 678 finden, sondern auch noch die DIN 18015. Genauer gesagt handelt es sich um die 18015-2 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und Umfang der Mindestausstattung“ und ihre Neufassung, die 18015-4 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 4: Gebäudesystemtechnik“.

Diese Normen beschäftigen sich aber ausschließlich mit der Mindestausstattung der Elektroinstallation. Moderne Wohnung sind aber damit häufig schon nicht mehr ausreichend bestückt. Die RAL-RG 678 macht darum Angaben zur Standardausstattung und der Komfortausstattung. Nach ihr wird sich nahezu immer gerichtet, wenn es für Bauherrn an die genaue Planung der elektrischen Situation des zukünftigen Heims geht.

Warum gab es Neufassungen?

Übrigens wurde nicht nur die DIN 18015 überarbeitet, sondern im Zuge dessen auch die RAL-RG 678. Grund dafür waren die gestiegenen Anforderungen an die Elektroinstallation, welche die moderne Kommunikationstechnik immer mehr verstärkt. Zudem ist auch ein relevanter Punkt, dass Maßnahmen zur Energieeffizienz durch entsprechende Anlagen umgesetzt werden sollten.

Im Zuge dessen wurde vor allem im Bereich der Gebäudesystemtechnik viel nachgetragen. Daraus entstanden insgesamt drei neue, sogenannte “Plus-Ausstattungswerte”, zusätzlich zu den bisherigen Mindest, Standard und Komfort. Ihnen werden 5 verschiedene Funktionsbereiche zugeordnet:

  • Schalten und Dimmen
  • Sonnenschutz
  • Sicherheit
  • Heizen, Lüften, Kühlen
  • Schaltbare Steckdosen/geschaltete Geräte/Energiemanagement
In eine große Verteilersteckdose werden verschiedene Kabel gesteckt

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Wie geht die RAL-RG 678 vor?

Um eine passende Elektroinstallation für eine Wohnung zu planen, müssen (wie bereits erwähnt) drei Kernpunkte näher beleuchtet werden: die Anzahl der Steckdosen, der Beleuchtungsanschlüsse und der Stromkreise. Um hierauf Antworten zu finden, werden Faktoren mit einbezogen wie etwa die Größe der gesamten Wohnung, die jeweilige Raumgröße sowie die geplante Nutzung des Zimmers.

Entsprechend werden in der RAL-RG 678 auch detaillierte Angaben für die jeweiligen Räumlichkeiten gemacht. So unterscheidet sich zum Beispiel die Anzahl der empfohlenen Steckdosen für ein Wohnzimmer hinsichtlich der Quadratmeterzahl und des Ausstattungsniveaus. Wir wollen im Folgenden einmal einen kleinen Rundgang durch eine Wohnung machen und dabei die wichtigsten Empfehlungen zur Elektroinstallation einer Standardausstattung erklären.

Die Küche

Gemäß der RAL-RG 678 Ausstattungsstufe 2 sollten sich folgende Anschlüsse in einer Standard-Küche befinden:

  • 10 Steckdosen
  • 3 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Telefon-/Datenanschluss
  • 1 Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 2 Anschlüsse für Kühlgeräte (Kühlschrank und Eisschrank)
  • 1 Dunstabzug
  • 5 Steckdosen für Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 4 Steckdosen für Herd/Geschirrspüler/Mikrowelle/Backofen

Zusammengezählt macht ergibt das übrigens zirka 19 Steckdosen. Das klingt erst einmal übermäßig viel, aber davon sind einige dauerhaft belegt von Geräten wie Kühlschrank oder Geschirrspüler. Auch Kleingeräte wie Toaster und Wasserkocher sind meist ständig in Benutzung. Und so bleiben noch einige Dosen übrig für gelegentliche Geräte (Stabmixer, Staubsauger).

WC & Bad

Das Badezimmer bedarf im Gegenteil zur Küche auch in der Standardausstattung längst nicht so viele Anschlüsse. Dafür muss hier besonderer Wert auf die Sicherheit der Installation gelegt werden.

  • 4 Steckdosen
  • 3 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Anschluss für Lüfter

Übrigens: Nicht immer gibt es einen separaten Hauswirtschaftsraum oder Keller. In diesen Fällen kommt die Waschmaschine und ggf. der Trockner häufig ebenfalls ins Bad. Sie brauchen unbedingt einen separaten Steckdosenanschluss, am besten auch Stromkreis.

Wohnzimmer

Gerade im Wohnzimmer ist die Ausstattung sehr abhängig von der Raumgröße. Die Grenze wird meist bei 20m² gezogen. Ist das Zimmer kleiner, werden folgende Empfehlungen gegeben:

  • 8 Steckdosen
  • 2 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Telefon-/Datenanschluss
  • 2 Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 8 Steckdosen für Radio-/TV-/Datenanschluss

Ab 20m² erhöht sich der Bedarf wie folgt:

  • 11 Steckdosen
  • 3 Beleuchtungsanschlüsse
  • 2 Telefon-/Datenanschluss
  • 2 Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 13 Steckdosen für Radio-/TV-/Datenanschluss

Flexibilität ist in diesem Raum übrigens das A und O. Um diese zu erhalten, sollte schon bei der Planung darauf geachtet werden, dass die Steckdosen und Anschlüsse so verteilt sind, dass alle Funktionen auch nach einem Umräumen noch ohne großen Kabelsalat nutzbar sind und erhalten bleiben können. Eventuelle bereits verlegte Leerrohre können hier eine große Hilfe sein.

Schlafzimmer und Kinderzimmer

Auch hier wird wieder nach der Größe des Raumes unterschieden. Bis 20m² werden diese Zahlen empfohlen:

  • 8 Steckdosen
  • 2 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Telefon-/Datenanschluss
  • 1 Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 5 Steckdosen für Radio-/TV-/Datenanschluss

Ab 20m² erhöhen sich die Angaben auf:

  • 11 Steckdosen
  • 3 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Radio-/TV-/Datenanschluss
  • 2 Telefon/Datenanschlüsse
  • 7 Steckdosen für Radio-/TV-/Datenanschluss

Flur & Treppenhaus

Hier braucht es eigentlich nicht viel? Das stimmt in der Theorie. Doch der Flur ist häufig der zentrale Platz für den Sicherungskasten oder auch den Telefon- und Internetanschluss. Entsprechend lassen sich hierfür diese Angaben machen:

  • 2-3 Steckdosen
  • 2 Beleuchtungsanschlüsse
  • 1 Telefon-/Datenanschluss
  • 2 Steckdose für Radio-/TV-/Datenanschluss

Was Sie noch beim Planen beachten sollten

Es kommt der Moment in der Planungsphase, da werden Sie nicht mehr um eine nähere Betrachtung der Elektroinstallation drumrum kommen. Gehen Sie nicht aus dem Bauch heraus an die Sache heran. Überlegen Sie sich wirklich genau, welche Geräte, wo in welchem Raum wichtig für Sie sind. Sie werden sich sonst ärgern, wenn ständig ein unschöner Kabelsalat oder ein lästiges Umstecken das Resultat einer ungenauen Planung sind.

Besprechen Sie das am besten detailliert mit Ihrem Architekten und ggf. Bauträger und lassen sich auch noch einmal von einem qualifizierten Elektrofachbetrieb beraten. Dieses Know-How in Verbindung mit Ihren individuellen Bedürfnissen werden Ihnen die Entscheidungen deutlich leichter machen. Setzen Sie dann unbedingt die gewünschten Ausstattungswerte auch vertraglich fest. Ratsam ist es, wenigstens die Standardausstattung zu nutzen, da diese auch in Zukunft dem Stand der Technik noch länger gerecht werden wird.

Und Apropos Zukunft – ein letzter Tipp von uns ist noch folgender: Selbst wenn das Budget für so angenehme Dinge wie einem elektrischen Rollladen oder einer smarten Beleuchtungssteuerung noch nicht reicht – machen Sie jetzt schon den Weg dafür frei. Zusätzliche Leerrohre und Unterputzdosen schon beim Bau verlegen zu lassen und diese nicht sofort zu nutzen, ist deutlich kostengünstiger, als sie später nachzurüsten.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/RAL-RG_678
www.hausbautipps24.de/…/anforderungen-an-die-elektroinstallation-beim-hausbau.html
www.hausbaugrundriss.de/elektroinstallation-beim-hausbau
www.hmschmidt-elektro.de/…/ausstattungswerte.pdf
www.elektro-plus.com/elektroplanung/tipps-zur-elektroinstallation