Der Statiker – Herr der Zahlen beim Hausbau

Man sieht einen Bauplan, auf dem Lineal, Zirkel und Stift liegen. Außerdem baut sich gerade ein Bauwerk auf.Foto: © amigos3d, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Ob es sich nun um einen Neubau handelt oder aber um einen mehr oder weniger kleinen Umbau – sobald eine relevante Änderung bei einem bestehenden Bauwerk vorgenommen werden soll, darf diese niemals die Standsicherheit des Gebäudes beeinträchtigen. Um das zu prüfen und zu gewährleisten wird für gewöhnlich ein Statiker (auch Tragwerksplaner genannt) hinzugezogen. Wir erklären, warum er so wichtig ist, was seine Aufgaben umfassen und wie Sie den Passenden für Ihr Bauvorhaben finden.

Der Statiker – das entscheidende Zünglein an der Waage?

Wer sich mit der Planung eines Bauvorhabens beschäftigt, wird zunächst an einen Architekten als Ansprechpartner denken. Doch um alle Ideen und Maßnahmen auch abzusichern, braucht es ebenfalls einen Statiker. Anhand seiner detaillierten Berechnungen werden Pläne zur Ausführung erstellt. Es obliegt ihm dafür Sorge zu tragen, dass das Gebäude standsicher ist und durch Umbauten auch bleibt.

Dazu muss er die eventuellen Lasten, die auf das Bauwerk einwirken könnten, genau prüfen und berechnen. Daraus werden dann Vorgaben für die einzusetzenden Baustoffe abgeleitet. Das bedeutet: Wie dick müssen zum Beispiel Balken sein und wie viel Bewehrungsstahl muss eine Betondecke haben, damit die Konstruktion auch dauerhaft stabil bleibt.

Zusätzlich bildet die Arbeit des Statikers auch die Basis, um die Forderungen nach Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit der Konstruktion mit Ästhetik und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Es ist nämlich nicht nur der Architekt, der hilft, die optimale Form eines Raumes zu finden. Auch der Prüfingenieur kann hier eingreifen. Denn er weiß, wie zum Beispiel tragende Bauteile konstruiert werden müssen, um stützenfreie Räume entstehen zu lassen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Was macht ein Statiker genau?

Ein Statiker hat sehr viel Verantwortung zu tragen. Immerhin erteilt er einem Haus einen Standsicherheitsnachweis. Das bedeutet, seine Berechnungen zur Baustatik versichern, dass ein Gebäude stabil ist. Dies ist Teil des bautechnischen Nachweises, welchen man wiederum benötigt, um überhaupt eine Baugenehmigung zu erhalten.

Weiterhin entstehen aus den Berechnungen Konstruktionszeichnungen für tragende Bauteile. Hieraus werden alle wichtigen Informationen entnommen, die für die Standsicherheit nötig sind. Sie bilden also eine Grundlage für das eigentliche Bauvorhaben.

Ein Statiker ist aber auch entscheidend für die Beweissicherung. Er wird nämlich ebenfalls bestellt, wenn durch die Bauarbeiten eventuell mit Schäden bei anliegenden Gebäuden, Bauten oder Grundstücken zu rechnen ist. Dann kommt es zu einer Begutachtung und Dokumentation des Ist-Zustandes der betreffenden Bereiche. So können ungerechtfertigte Schadenersatzforderungen an die Bauherrn schnell abgewendet werden.

Wer übt den Beruf aus?

Die meisten Statiker sind studierte Bauingenieure, welche während ihres Studiums detailliert alles zum Thema der Baustatik lernen. Um die Standsicherheit behördlich nachzuweisen, muss er bereits eine Berufserfahrung von wenigstens 5 Jahren mit sich bringen. Aber auch Architekten und bestimmte Handwerksmeister bekommen Kenntnisse zur Statik in ihrer Ausbildung vermittelt.

Unterschied zwischen Statiker und Prüfstatiker?

Beide Begriffe begegnen einem häufiger, sie sind aber nicht völlig synonym zu verstehen. Denn während der Statiker direkt im Bauvorhaben involviert ist, wird der Prüfstatiker für gewöhnlich als zweite Instanz zu Rate gezogen, um noch einmal die bisher erbrachten Berechnungen zu kontrollieren. Während er früher noch vom Bauaufsichtsamt bestellt wurde, beauftragt heute der Bauherr selbst einen qualifizierten Prüfstatiker, welcher in einer entsprechenden Liste der Ingenieurkammer geführt wird.

Dabei gibt es im Übrigen auch Spezialisierungen, welche beachtet werden müssen: So finden sich zum Beispiel verschiedene Prüfstatiker für Holzbau, Stahl- oder Massivbau. Ab der Gebäudeklasse 4 ist es der Bauherr dazu verpflichtet, eine solche Überprüfung anzuweisen. aber auch bei kleineren Bauvorhaben empfiehlt sich dieses Vier-Augen-Prinzip. Denn Vorsicht ist besser als Nachsicht – einen einmal gemachten Fehler im Nachhinein zu korrigieren kann nämlich deutlich teurer und schwieriger werden!

Wann brauchen Sie einen Tragwerksplaner?

Wir haben ja zu Beginn bereits festgestellt, dass der Statiker bei nahezu jedem Bauvorhaben eine tragende Rolle spielt. Ihn zu Rate zu ziehen kann sogar ohne größere Baumaßnahme fällig werden, wenn etwa ein schwerer Kaminofen auf einer Holzbalkendecke platziert werden soll und fraglich ist, ob diese das Gewicht trägt. Auch wenn eine eigentlich nicht tragende Zwischenwand entfernt werden soll, ist es gerade bei Altbauten sicherer, dies vorab noch einmal gegenprüfen zu lassen.

Im Normalfall läuft es aber wie folgt: Spätestens ab einer Baugröße von einem Einfamilienhaus beauftragt der Bauherr zunächst einen Planer (Architekten oder Bauingenieur) und separat davon noch ggf. einen Statiker. Dieser wird häufig vom Bauplaner empfohlen. Bei einem Umbau hingegen wird meist zunächst nur ein Bauplaner ins Boot geholt, welcher dann entscheidet, ob ein Tragwerksplaners zusätzlich erforderlich wird.

Wie finden Sie den richtigen Statiker?

Entscheidend ist die Größe und Komplexität Ihres Bauvorhabens. Davon ausgehend sollten Sie Ausschau nach Ihrem Prüfingenieur halten. Häufig sprechen Architekten Empfehlungen aus, die sehr nützlich sein können. Denn sie wissen, welcher Statiker vielleicht bereits vergleichbare Objekte betreut hat. Zusätzlich können Sie sich auch immer Referenzen zeigen lassen.

Da Statiker deutschlandweit arbeiten dürfen, kann es auch unter Umständen sinnvoll sein, jenseits der Stadtgrenzen nach einem Geeigneten zu suchen. Insbesondere, wenn Ihr Bauvorhaben sehr spezielle Ansprüche mit sich bringt, die z.B. Wissen zu einem Spezialgebiet wie Stahl- oder Holzbau erforderlich machen, sollte man sehr bewusst auswählen. Denn auch wenn der Statiker immer für seine Berechnungen haftet, ist ein Schaden dann dennoch u.U. angerichtet und muss erst wieder mühsam behoben werden.

Übrigens: Scheuen Sie nicht die Kosten des Statikers. Denn wenn dessen Berechnungen optimal sind, können Sie später davon profitieren, weil sich die Materialkosten beim Bauen selbst wiederum senken. Denn je exakter die Zahlen in der Planung sind, desto weniger Puffer (aka. “Angsteisen”) muss einkalkuliert werden. Die genauen Honorare für die Arbeiten des Prüfingenieurs können Sie der HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) entnehmen.

Quellen
www.wohnnet.at/…/statiker-23853#fachplanung-der-statik
www.selbst.de/der-statiker-sorgt-fuer-sicherheit-7.html
www.wikipedia.org/wiki/Tragwerksplaner
www.deutscher-bauzeiger.de/…/statiker/