Trend: Ein Tiny House bauen – das steckt dahinter

Ein Tiny House auf Rädern ist zu sehen. Es hat eine blaue Holzverkleidung und ein rotes Dach.Foto: © Küste, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0, Quelle: Wikimedia Commons

Minimalismus ist für viele Interior-Fans bereits ein Begriff. Die Krönung dieses Stils findet sich aber wohl in einem neuen Trend aus den USA. Hier entschließen sich immer mehr Menschen dazu, ein Tiny House zu bauen. Auch in Deutschland liebäugeln viele damit. Doch bei uns sind die Minihäuser leider nicht so einfach umzusetzen. Wieso sich der Aufwand dennoch lohnen kann und was ansonsten noch dahinter steckt? Lesen Sie hier mehr!

Was ist ein Tiny House überhaupt?

Der Name verrät es eigentlich schon: Beim Tiny House Movement dreht sich alles um kleine Häuser, die gebaut werden und in denen man anschließend auch wohnt. Diese können entweder mobil oder stationär sein. Zwar gibt es keine hundertprozentig festgeschriebene Definition, wie klein ein solches Haus sein muss, damit es als “tiny” gilt, aber meist bewegt sich die Grundfläche in einer Dimension von 15 bis 45 m². Etwas größere Varianten bis um die 90 m² nennen sich auch Small Houses.

Auf dieser extrem kleinen Grundfläche versteckt sich aber dennoch alles, was man auch in einem normalen Haus erwarten würde: ein Wohnraum, ein Schlafplatz, Küche, Bad, manchmal sogar noch ein Büro. Um das umzusetzen, braucht es einiges an Erfindungsgeist und Kreativität. Möbel müssen beispielsweise mehrfache Funktionen erfüllen oder zusammenklappbar sein. Man weicht zum Teil auch auf eine zweite Ebene aus und muss clevere Lösungen für Stauraum finden.

Die Geschichte der Minihäuser

Die Idee des mobilen Kleinstwohnraums ist nicht neu. Denn beispielsweise in den 1920er Jahren gab es bereits Menschen, die die Freiheit des Automobils mit der Gemütlichkeit der eigenen vier Wände kombinieren wollten. Die sogenannten “Motorhomes” waren eine Weile lang kein unüblicher Anblick, verschwanden aber mit dem stärkeren Fokus auf Windschnittigkeit etc. eines Kraftfahrzeuges wieder von der Bildfläche.

In den 1990ern dann holte die englische Architektin Sarah Susanka diesen Gedanken wieder ins Bewusstsein, indem sie ihr Buch “The Not So Big House – A Blueprint For the Way We Really Live“ veröffentlichte. Sie thematisierte die kleinen Häuser hier erstmals ausführlich und traf damit in ihrer Wahlheimat den USA einen Nerv. Und spätestens seit der Finanzkrise von 2007 boomt das Tiny House Bauen wieder enorm.

Was steckt hinter den kleinen Häusern?

Drei wichtige Punkte verbinden die meisten Interessenten, die ein Tiny House bauen wollen: Downsizing, Nachhaltigkeit, Kosteneinsparung. Damit ist Folgendes gemeint: In unserer modernen Welt war es lange Zeit so, dass immer weniger Personen in immer größeren Häusern lebten. Dies war zum Teil auf den gestiegenen, materiellen Wohlstand und der damit auch anwachsenden Menge an Gütern verbunden. Zum Teil war es aber auch schlicht ein Prestigeverhalten. Immer mehr Menschen fühlten sich davon jedoch überlastet und unglücklich.

Hier kommt das sogenannte “Downsizing”, auch “Gesundschrumpfen” ins Spiel. Dahinter verbirgt sich letzten Endes ein radikales Ausmisten. Man behält nur noch das, was einem wirklich gut tut, was man braucht oder was einem etwas Besonderes bedeutet. Dieser Aspekt entspricht auch der Nachhaltigkeit, verzichtet man doch auf den ständigen Konsum bzw. wird deutlich bedachter dabei. Aussortiertes sollte bei diesem Ansatz auch nicht weggeworfen sondern gespendet oder verkauft werden.

Durch die starke Reduzierung braucht man im Übrigens auch viel weniger Raum. Und dadurch folgt nahezu untrennbar auch eine Einsparung von Kosten. Denn, wenn man es geschickt anstellt, können sowohl die Gesamtkosten während des Baus, als auch die Unterhaltskosten des Kleinhauses deutlich geringer ausfallen. Das gelingt z.B. durch (ebenfalls nachhaltige) Ansätze der Unabhängigkeit und Autarkie. Mit einer Regenwassersammlung für Verbrauchswasser, einer Photovoltaikanlage auf dem Dach für den Strom und einer Solarthermieanlage für warmes Wasser lassen sich z.B. schon sehr gut Ressourcen schonen und eben auch Kosten sparen.

Tiny House Bauen – was spricht dafür, was dagegen?

Gerade haben wir es ja schon erwähnt: Ein Tiny House vereint Minimalismus, Nachhaltigkeit und Kostengünstigkeit in sich. Doch was spricht noch für die winzigen Häuser? Und gibt es vielleicht auch Nachteile? Wir klären auf!

Weitere Vorteile der Minihäuser

Abgesehen von den generellen Kernpunkten dieser Lebensweise gibt es auch noch einige andere positive Aspekte, die wir hier kurz erwähnen wollen. Denn eingespartes Geld ist nicht unbedingt für jeden das Wichtigste.

  • Einfache Instandhaltung. Die eigene Wohnung oder auch das Haus putzen, kann schon einmal eine Weile dauern. Durch die kleine Grundfläche sind Sie bei einem Tiny House mit der Reinigung deutlich schneller fertig. Dies bedeutet mehr freie Zeit und Kapazitäten. Zudem lassen sich an den kleinen Häusern auch Reparaturarbeiten meist ohne größere Schwierigkeiten selbst durchführen.
  • Mehr Mobilität. Gerade wenn ein Tiny House auf Rädern gebaut ist, ist dieser Punkt einfach unschlagbar. Denn mit dieser Lösung müssen Sie bei z.B. einem Umzug in eine andere Stadt keine neue Wohnung suchen. Sie sparen sich auch Kündigungen und Verträge sowie das langwierige Packen. Sie nehmen Ihr Zuhause einfach mit.
  • Disziplinierung. In einer normalen Wohnung könnte es schnell wieder passieren, dass das gerade so mühsam reduzierte Zuhause wieder peu-a-peu zugestellt wird. Man verfällt schnell in alte Gewohnheiten. Doch in einem Tiny House ist dafür kein Platz. Soll hier etwas Neues einziehen, muss wahrscheinlich etwas Altes weichen und schon überlegt man wirklich genau, ob die Neuanschaffung überhaupt sein muss.
Ein Tiny House aus Holz steht mitten in einer einsamen Landschaft, davor steht eine Person und schaut in den Sonnenuntergang

Foto: © pixabay, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pexels.com

Nachteile von kleinen Häusern

Wie immer gibt es zwei Seiten der Medaille. Im Folgenden wollen wir darum die wichtigstens Punkte aufführen, die Interessierte definitiv vorher wissen sollten. Denn selbst wem das Konzept des Minimalismus schmeckt, könnte dann von diesen Aspekten in seiner Begeisterung gebremst werden.

  • Platz. Was dem einen ein Segen, ist dem anderen ein Fluch. Denn durch den extrem geringen Platz muss eine sehr starke Einschränkung stattfinden. Das kann auch auf den Komfort und Hausrat Auswirkungen haben. Zudem sind Großfamilien mit mehr als vier Personen wohl eher ungeeignet für dieses Wohnkonzept. Viele Gäste lassen sich zudem auch nicht empfangen.
  • Großer Planungsaufwand. Damit das Tiny House überhaupt gebaut werden kann, braucht es einen besonders detaillierte Planung. Das bezieht sich zum einen auf das Haus ansich, damit es überhaupt so funktional sein kann, wie man es braucht. Zum anderen betrifft das aber auch vorab die rechtlichen Bedingungen. Hier müssen viele Auflagen erfüllt werden, die eigentlich für normale Häuser gemacht sind. Diese auf die kleinen Bauten anzuwenden, kann sehr schwierig und aufwendig werden.
  • Genehmigungen. Apropos Recht: Dieses kann einem – zumindest in Deutschland – ohnehin einen Strich durch die Rechnung machen. Denn sobald man seinen festen Wohnsitz in einem Tiny House haben will, brauchen Sie die volle bürokratische Ausstattung, also Baugenehmigung etc. Und diese für ein solch ungewohntes Bauwerk wie dieses zu bekommen, ist sehr aufwendig. Es kann passieren, dass Sie nach Bestimmungen des deutschen Baugesetzbuches, Landesbauordnung des jeweiligen Bundeslandes, der Flächennutzungsplan, ggf. Bebauungsplan und Ortsgestaltungssatzung ihr Tiny House gar nicht bauen dürfen.

Fazit: Tiny House bauen – ein gute Idee?

Der Traum vom eigenen Haus ist für viele existent, aber leider nicht für jeden umsetzbar. Das Konzept des Tiny House könnte hier allerdings einen Lösungsansatz bieten. Die Umsetzung ist allerdings zumindest in Deutschland leider noch sehr beschwerlich. Doch gerade für Singles oder Paare könnte sich dieser Weg dennoch lohnen. Auch Befürworter einer nachhaltigen Lebensweise oder schlicht Sparfüchse könnten hier glücklich werden.

Hersteller für die kleinen Häuser finden sich im Übrigen bereits in der Bundesrepublik. Diese wissen um die Gegebenheiten und können Ihnen auch rechtlich zur Seite stehen. Mit diesen Partnern lässt sich dann gewiss eine Variante finden, wie auch Sie sich Ihr Tiny House bauen können.

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Tiny_House_Movement
www.tiny-houses.de/was-sind-tiny-houses/
www.wohnglueck.de/…/vorteile-nachteile-tiny-house-4778
www.schoener-wohnen.de/…/40109-rtkl-tiny-houses-kleiner-wohnen
www.hausausstellung.de/…/tiny-house.html#c28849