Gerade im urbanen Umfeld gehört er inzwischen einfach dazu: der Balkon. Doch nicht jedes Haus, insbesondere wenn es sich um einen Altbau handelt, hat diesen kleinen Luxus. Aber solch eine Bereicherung der Lebensqualität lässt sich nachrüsten. Was Sie beim Balkon Anbauen beachten müssen, erfahren Sie hier!
Balkon anbauen beim Altbau
Neuere Häuser haben ihn meist schon inbegriffen, bei Altbauten fehlt er hingegen nahezu immer: der Balkon. Doch seine Vorzüge sind durchaus attraktiv, gerade in der Stadt. Hier können sich Bewohner eine kleine, grüne Oase erschaffen, etwas frische Luft genießen und dabei doch ganz privat bleiben. Kein Wunder also, dass sich viele einen solchen Freisitz wünschen.
Damit dieser bei einem Altbau nachgerüstet werden kann, ist es aber extrem wichtig, die Statik vorab zu prüfen. Denn bei einer älteren Bausubstanz können bereits erhebliche Mängel entstanden sein. Eine Backsteinmauer oder auch Zwischendecken aus Holz können schnell das Aus für den Balkon bedeuten, erreicht man hier einfach zu schnell die statische Obergrenze.
Generell gilt also immer, dass ein Haus ein intaktes Mauerwerk braucht und statisch ausgelegt sein muss, eine solche zusätzliche Last zu tragen. Das ist bei Bauten jüngeren Datums eher weniger ein Problem, da hier z.B. Zimmerdecken eher aus Beton gebaut wurden und somit generell mehr aushalten. Doch lassen Sie sich davon nicht entmutigen, denn auch auch für Altbauten gibt es Varianten, um einen Balkon zu ergänzen.
Baugenehmigung fürs Balkon Anbauen – ja oder nein?
Diese Frage ist in nahezu jedem Fall mit “Ja” zu beantworten. Darum sollte bei Ihrer Balkonnachrüstung auch einer der ersten Schritte sein, das Bauamt zu kontaktieren, um die entsprechende Genehmigung einzuholen. Grund dafür ist, dass durch einen Balkon das Erscheinungsbild des Hauses maßgeblich verändert wird. Dadurch könnte es mit dem örtlichen Bebauungsplan kollidieren. Es besteht auch die Gefahr, dass der Balkon an der geplanten Stelle eine Baulinie oder Flucht unerlaubterweise überschreiten würde. Zudem müssen verschiedene andere Vorschriften aus der Landesbauordnung eingehalten werden.
Um in dieser Sachlage nichts falsch zu machen, empfiehlt sich schon jetzt einen Architekten oder Bauingenieur zu Rate zu ziehen. Diese können zunächst eine grobe Planung mit Ihnen durchführen und Ihnen dann auch bei dem Bauantrag helfen. Hier müssen nämlich bereits einige Eckdaten mit eingereicht werden, so zum Beispiel die Größe und Lage des Balkons, ein Grundriss, eine geplante Ansicht sowie auch alle Abstände zu den Nachbarn.
Handelt es sich bei Ihnen übrigens um eine Eigentumswohnung, dann muss auch eine schriftliche Zustimmung aller anderen Miteigentümer vorliegen. Häufig wird eine solche Maßnahme aber ohnehin von der gesamten Eigentümergemeinschaft beschlossen. So entsteht verhältnismäßig kaum Mehraufwand, dafür können aber Kosten gespart werden.
Welche Arten von nachgerüsteten Balkonen gibt es?
Bevor der Bauantrag eingereicht werden kann, müssen aber noch einige Punkte bei der Planung berücksichtigt werden. Einer davon ist die Art des Balkons. Hierbei gibt es drei verschiedene Optionen, die sich für unterschiedliche Gegebenheiten eignen. Dabei spielen Faktoren wie die Statik der Häuser eine Rolle, aber auch der Untergrund, die Umgebung, uvm.
Selbsttragender Vorstellbalkon
Bei diesem Balkon steht die Fußbodenfläche auf vier Stützen, welche durch Punkt- oder Streifenfundamente im Erdreich gesichert werden. Zusätzlich wird der Balkon auch punktuell an der Hauswand befestigt. Dadurch entsteht quasi keine zusätzliche Traglast für das Haus. Ein statisches Problem ist hier also sehr unwahrscheinlich.
Diese Variante ist darum auch ideal für Wohn- und Bausanierungen sowie Altbauten. An Mehrfamilienhäusern kann dieser Balkon ebenfalls leicht in allen Etagen nachgerüstet werden. Der Aufwand ist im Übrigen relativ gering, genauso wie die anfallenden Kosten.
Teilselbsttragender Vorstellbalkon
Diese Version wird auch Anbaubalkon genannt. Dahinter verbirgt sich ein Gebilde, welches vorn auf zwei Stützen steht, welche im Boden auf meist Punktfundamenten gründen. Hauswandseitig hingegen wird der Bau mit einer rostfreien Verankerung im Mauerwerk befestigt. Dadurch übernimmt das Gebäude einen Teil der Traglast. Hier sollte also definitiv ein Statiker einbezogen werden.
Der Einbau ist zudem auch etwas aufwendiger als beim Anstellbalkon. Durch die höhere Belastung eignet sich diese Balkonart eher für modernere Häuser. Sie lässt sich ebenso gut für mehrere Etagen übereinander nachrüsten.
Kragarmbalkon
Unter diesem Namen können sich die meisten nicht ganz so viel vorstellen. Es handelt sich hierbei aber einfach nur um einen freitragenden Balkon. Dabei werden Träger ins Mauerwerk montiert, auf denen dann der eigentlich Balkon errichtet wird. Dadurch muss die Hauswand die komplette zusätzliche Traglast übernehmen.
Der Statiker muss also sicherstellen, dass dies überhaupt möglich ist. Auch der Aufwand ist mit am höchsten. Warum sollte man diese Variante also wählen? Ganz einfach: Befindet sich unter dem Balkon beispielsweise ein Gewässer oder eine Einfahrt, können keine Stützen montiert werden. Auch bei einer extremen Hanglage kann der Balkon nur auf diese Art und Weise nachgerüstet werden.
Nischenbalkon
Diese Art ist eigentlich keine eigenständige. Man unterscheidet den Nischenbalkon nur noch einmal separat, weil er an baulich schwierigeren Stellen angepasst wird, so zum Beispiel in Ecken oder eben Nischen. Es gibt ihn in allen drei Bauweisen: als Vorstell-, Anbau- oder freitragenden Balkon. Er macht manchmal einen Balkon auch dort möglich, wo erst keiner erwartet werden würde.
Wichtig: 5 weitere Faktoren beim Balkon Anbauen
Ist die Art des Balkons einmal endgültig beschlossen, gibt es immer noch einige Faktoren, die bei der Planung beachtet werden müssen. Die wichtigsten fünf wollen wir hier noch einmal kurz ansprechen. Wenn Sie diese geklärt haben, steht der Umsetzung Ihres Projektes “Balkon Anbauen” im Prinzip nichts mehr im Wege.
1. Der Ort des Balkons
Haben Sie ohnehin nur Zugang zu einer, vielleicht zwei Himmelsrichtungen, weil Ihre Wohnung eben so geschnitten ist, gibt es kaum Diskussionsbedarf. Können Sie aber frei wählen, weil Sie zum Beispiel an Ihrem eigenen Haus einen Balkon anbauen wollen, dann ist das schon eine wichtige Entscheidung. Soll es sich um einen Ost-, Süd- oder West-Balkon handeln? Ein Nord-Balkon ist in diesem Fall für die meisten weniger relevant.
Der Osten ist dann prima, wenn Sie gern den Sonnenaufgang genießen wollen oder am frühen Morgen beim Frühstück schon die ersten Sonnenstrahlen erhaschen möchten. Ein Süd-Balkon bietet sich für alle Sonnenanbeter an. Hier kann Urlaubsfeeling im kleinen Rahmen aufkommen und wunderbar entspannt werden. Der Westen ist meist eher für die Romantiker. Einen gemütlichen Tagesausklang bei Sonnenuntergang und ohne allzu große Hitze können Sie hier erwarten. Je nach Ausrichtung können Sie hier natürlich auch unterschiedliche Pflanzen gedeihen lassen.
Wenn Sie also frei wählen können, sollten Sie nach Ihren eigenen Vorlieben gehen. Einige externe Punkte, die Sie berücksichtigen sollten sind folgende: Der Balkon sollte unter sich keine wichtigen Fenster beschatten. Zudem muss Platz für Stützen sein, falls es kein freitragender Balkon werden soll. Und schließlich muss der Untergrund auch tragfähig für die Fundamente der Stützen sein.
2. Das richtige Material
Gängige Materialien sind Holz, Aluminium und Stahl, wenn ein Balkon angebaut werden soll. Dabei hat jedes Material so seine Vor- und Nachteile. Holz wird besonders gern gewählt, weil es zum einen günstig und leicht ist, zum anderen auch eine schöne Optik hat. Allerdings darf der Pflegeaufwand hier nicht unterschätzt werden. Die Lebensdauer eines Holzbalkons ist zudem begrenzt. Je nachdem kann bereits nach etwas mehr als 10 Jahren eine Sanierung fällig werden.
Deutlich weniger Pflegeaufwand hat Stahl. Seine Lebenserwartung beträgt mehrere Dekaden. Doch auch hier müssen immer wieder gewisse Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden. Außerdem ist das Material sehr schwer. Bei der Installation müssen also u.U. Kräne und andere Großmaschinen einbezogen werden. Zudem wird der Stahl auch miteinander verschweißt. Eine Teil-Demontage ist daher nicht mehr möglich, was spätere Arbeiten an der Fassade erschweren kann.
Das Beste aus zwei Welten könnte darum Aluminium sein. Ein solcher Anbaubalkon glänzt durch seinen extrem geringen Pflegeaufwand. Da das Material auch sehr leicht ist, fällt der Einbau ebenfalls leicht. Die Einzelteile werden miteinander verschraubt, wodurch sie auch später wieder Stück für Stück abgebaut werden können. Mit einer Pulverbeschichtung ist außerdem theoretisch jede Wunschfarbe realisierbar. Und schließlich hält Aluminium quasi ein ganzes Menschenleben lang.
3. Die perfekte Größe
Höher, schneller, weiter – natürlich möchte man gern einen großen Balkon sein Eigen nennen. Das geht aber nicht immer. Dennoch lohnt sich die Errichtung eines solchen nur dann, wenn er auch genug Platz bietet für Sie. Soll es sich nur um einen kleinen Austritt handeln? Oder wollen Sie hier auch gemütlich mit mehreren Personen einen Grillabend verbringen? Planen Sie vielleicht eine Art grüne Wohlfühloase?
Wie auch immer die spätere Benutzung sich gestaltet – als Mindestwert sollten wenigstens 4 m², besser 6 m² eingeplant werden. In der Tiefe sind 1,5 m ratsam. Falls noch eine Dämmung der Hauswand ansteht, sollten weitere 20 cm einkalkuliert werden.
4. Das optimale Geländer
Bitte unterschätzen Sie dieses Thema nicht! Denn das Balkongeländer ist in mehreren Punkten wichtig. Zum einen sorgt es für Sicherheit und dient als Fallschutz, zum anderen ist es auch ein Wind- und Sichtschutz, wenn Sie das möchten. Aus diesem Grund gibt es auch strenge Vorschriften zu Höhe und Bauweise. Lesen Sie dazu gern auch unseren ausführlichen Beitrag zum Balkongeländer. Hier erklären wir alles zu diesem Thema, etwa die Höhen, Materialien und vieles mehr.
5. Die Balkontür
Auch dieser Punkt ist nicht sofort im Bewusstsein, aber entscheidend. Denn ohne einen geeigneten Austritt nützt der schönste Balkon nichts. Es müssen bei der Planung eines nachgerüsteten Balkons also nicht nur die äußeren Gegebenheiten berücksichtigt werden. Auch der Raum, aus dem Sie den Balkon später betreten wollen, muss passen bzw. passend gemacht werden können.
Dazu gehört z.B. auch der Durchbruch. Das produziert natürlich auch in der Wohnung sehr viel Schmutz. Zudem wird diese Aufgabe schnell aufwendig – spätestens wenn dafür z.B. ein Heizkörper entfernt werden muss. Unter Umständen können auch dort verlaufende Stromleitungen zum Problem werden.
Und auch der Türeinbau an sich muss wohl überlegt sein. Das beginnt schon bei der Türart. Welche soll es werden: Drehflügeltür, Drehkipptür, faltbare Tür, Hebe-Schiebetür? Um sich hier zu entscheiden, gilt es den verfügbaren Platz im Raum genau zu bewerten. Der nächste Punkt ist die Türbreite. Für ein einigermaßen bequemes Benutzen sollte sie mindestens 80-90 cm breit sein. Und schließlich ist auch die Sicherheit ein Faktor. Das bedeutet zum einen, dass keine Stolperfallen entstehen sollten. Ein Türrahmen möglichst ohne Schwelle wäre ideal. Zum anderen empfiehlt sich auch eine Balkontür mit Widerstandsklasse RC2 oder RC3 zu verwenden, um für Einbruchsschutz zu sorgen.
Balkon nachrüsten – kein Problem?
Wie Sie also gesehen haben, muss heutzutage eigentlich keiner mehr auf die erweiterte Wohnfläche im Freien verzichten. Mit bereits sehr einfach umzusetzenden Varianten lässt sich bereits ein Balkon anbauen. Dabei müssen Sie allerdings stets eine Baugenehmigung vorweisen können. Am besten ziehen Sie auch einen Statiker zu Rate sowie fähige Profis, die Ihnen bei der Planung und Umsetzung Ihres neuen Balkons helfen können. Sie werden sehen – die Lebensqualität wird um ein Vielfaches anwachsen!
Quellen
www.wohnglueck.de/…/balkon-nachtraeglich-anbauen-6937
www.bauordnungen.de/html/deutschland.html
www.diebalkonbauer.de/…/nachtraeglich-balkon-anbauen.html
www.bauratgeber-deutschland.de/…/balkon-nachtraeglich-anbauen/
www.haus.de/modernisieren/balkon-anbauen
www.balkonmacher.de/vorteile-zu-stahl-edelstahl-holz/stahlbalkon/