Damit Sie trockene Füße behalten: Hochwasserschutz für Gebäude

Vor einer Schutzwand im Freien steht eine Absperrung mit dem Hinweisschild "Hochwasser".Foto: © distel2610, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Auch wenn die letzten Sommer eher zu trocken, als zu feucht waren, darf man sich nicht täuschen lassen. Hochwasser ist dennoch in einigermaßen regelmäßigen Abständen in nahezu jeder Region mit Gewässer erwartbar. Darum ist der richtige Hochwasserschutz für Gebäude und Menschen wichtig. Was bereits in der Bauphase berücksichtigt werden kann und welche nachträglichen Optionen es gibt – erfahren Sie hier!

Hochwasser – ein ständiger Begleiter?

Es gibt Jahre, da fällt gefühlt kein Tropfen Wasser vom Himmel, und es gibt Jahre, da schwimmt buchstäblich alles davon. Ist das Ein Resultat des Klimawandels? Oder ist es vielleicht ein ganz natürlicher Zyklus?

Wie entsteht Hochwasser?

Im Normalfall versickert Oberflächenwasser in Form von Regen- oder Schmelzwasser im Boden oder fließt in Flüssen ab. Allerdings kommt es alle paar Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte vor, dass dies nicht mehr möglich ist, weil die Böden und Flüsse gesättigt sind. Das überflüssige Wasser sucht sich darum seinen Weg anderweitig und es entsteht eine Art Flutwelle, die stetig voran drängt.

Im Prinzip ist das nicht weiter schlimm, es ist im Gegenteil sogar ein ganz natürlicher Prozess. Allerdings spricht man dennoch von einer Katastrophe, wenn menschliche Werte davon betroffen sind. In diesen Momenten wird aus dem Naturphänomen eine Bedrohung, die man verhindern will. Doch das ist in der heutigen Zeit nicht mehr ganz so einfach.

Warum wird Hochwasser immer mehr?

In den vergangenen Jahren kam es immer öfter zu größeren und kleineren Hochwassern. Das liegt daran, dass die Böden aus unterschiedlichen Gründen längst nicht mehr so viel Wasser aufnehmen können, wie früher. So können versiegelte Oberflächen (z.B. asphaltierte Straßen) kein Wasser mehr ins Erdreich versickern lassen. Auch sehr intensive Landwirtschaft hat die abfließenden Eigenschaften des Bodens verschlechtert. Zudem können pflanzenlose Gebiete deutlich weniger Wasser speichern.

Der Mensch hat aber auch auf anderem Wege stark in die Natur eingegriffen und natürliche Schutzmechanismen durch beispielsweise Flussbegradigungen eingeschränkt bzw. ganz beseitigt. Denn zum einen fließt das Wasser so nicht in seinem natürlichen Flussbett, welches es sich aber sozusagen instinktiv bei zu großen Mengen wieder sucht. Zum anderen gehen durch solche Maßnahmen meist die Auen als natürliche Rückhaltegebiete verloren. Es gibt keinen Puffer mehr am Ufer und so kommt es schnell zu Überschwemmungen, die Leib und Güter bedrohen.

Hochwasserschutz – was kann man tun?

Generell gibt es mehrere Ansätze, die verfolgt werden können. Einer ist beispielsweise der technische Hochwasserschutz. Darunter versteht man alle größeren, baulichen Maßnahmen, um Objekte zu schützen. Dazu gehören etwa stationäre Einrichtungen wie Hochwasserdämme oder Flutmauern, aber auch (teil)mobile Elemente, die zusätzlich bei Bedarf zum Einsatz kommen können, etwa wie Dammbalken oder Sandsäcke. Insbesondere bei regionalen Starkregenereignissen sind diese Maßnahmen ideal, denn hier entstehen Hochwassersituationen auch ohne direkter Gewässernähe und mit nur einer sehr kurzen Vorwarnzeit. Hier ist eine schnelle, flexible Reaktion entscheidend!

Ein anderer Ansatz ist die Verstärkung des natürlichen Rückhalts der Wassermengen. Darunter versteht man etwa die Renaturierung von Flüssen und Auen, um die einst natürlichen Gebiete zum Versickern zurückzugewinnen. Es werden zudem auch Oberflächen wieder entsiegelt, um auf größerer Fläche das Eindringen des Wassers ins Erdreich zu ermöglichen. Zudem fördert man die ökologische bzw. extensivere Landwirtschaft. Durch die entsprechende Bodenbearbeitung bzw. einer ganzjährigen Bepflanzung werden die natürlichen Eigenschaften der Erde wieder hergestellt.

Abgesehen von diesen allgemeinen Maßnahmen kann aber auch jeder Hausbesitzer bereits einen Beitrag dazu leisten, sein Hab und Gut zu schützen. Diese baulichen Vorsorgen sind schon in der Planungsphase des Hausbaus ratsam zu treffen. Sie können aber auch nachträglich durchgeführt werden. Ob und wann das aber überhaupt infrage kommt, sollte man mit der Gemeinde und entsprechenden professionellen Fachkräften absprechen. Denn wer sein Haus auf einem Berg hat, muss sich um Hochwasser tendenziell weniger Sorgen machen, als jemand direkt am Flussufer.

Der private Hochwasserschutz – so schützen Sie Ihr Gebäude

Je nachdem, wie stark das Wasser in Ihr Haus eindringt, kann das ganz unterschiedliche Folgen haben. Von einem ärgerlichen Verlust einiger im Keller gelagerten Besitztümer, über eine nachhaltige Schädigung des Gebäudes, bis hin zu einer massiven Gefährdung der Standsicherheit des Hauses ist alles möglich. Darum empfiehlt sich eine Bauvorsorge in Sachen Hochwasserschutz, falls Sie in potentiell gefährdeten Bereichen bauen wollen.

Wo kommt das Wasser her – Eindringwege

Zunächst muss man sich darüber klar werden, auf welchem Wege das Hochwasser eigentlich ins Haus gelangen könnte. Denn tatsächlich klagen auch Gebäudebesitzer über Hochwasserschäden, die eigentlich gar nicht unmittelbar von einer sichtbaren Flutwelle betroffen scheinen. Der Grund? Auch das Wasser im Boden wird gefährlich! Und das sind längst nicht die einzigen Eindringwege:

  1. Grundwasser durch Kellerwände/-sohle
  2. Rückstauwasser aus Kanalisation
  3. Grundwasser durch Umlauf Hausanschlüsse (Kabel, Rohre) oder undichte Fugen
  4. Oberflächenwasser durch Lichtschächte, Kellerfenster
  5. Oberflächenwasser infolge Durchsickerung Außenwand
  6. Oberflächenwasser durch Tür/Fensteröffnungen

Wie kann das Hochwasser draußen bleiben?

Aus den verschiedenen Wegen, wie das Wasser ins Haus eindringen kann, lassen sich ganz unterschiedliche Maßnahmen ableiten, um eben das zu verhindern. Viele dieser Optionen sollten bereits während des Baus stattfinden. Hier ist es aber absolut entscheidend, sich kompetente Beratung zukommen zu lassen. Denn z.B. Baustoffe und Schichtungen dieser können entscheidend sein. Ist das abgeklärt, sind diese Möglichkeiten als Hochwasserschutz für Gebäude denkbar:

  • Verzicht auf Untergeschosse. So kann kein Keller volllaufen.
  • Stelzenbauweise. Gerade um evtl. Unterspülungen abzufangen sehr praktisch.
  • Wasserdichte Ausführung von Kellern. Z.B. durch schwarze oder weiße Schale.
  • Verwendung wasserbeständiger Baustoffe für Wände oder Bodenbeläge.
  • Hausentwässerung, die einen Rückstau aus der Kanalisation vermeidet, z.B. durch entsprechende Absperrventile.
  • Elektrische Installationen möglichst weit oben. Am besten gar nicht im Keller verlegen!
  • Keine Ölheizung nutzen. Das Heizöl kann austreten und Schäden verursachen.
  • Einbau von druckdichten oder hochbeständigen Fenstern und Türen.

Weiterhin kann es je nach Intensität des Hochwasser auch nötig werden, mit mobilen Elementen das Gebäude zu schützen. Diese können vorab bei Fachfirmen besorgt werden, um für den Notfall gewappnet zu sein. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Sandsäcke (bei sehr geringen Wasserüberständen von max. wenigen Dezimetern)
  • Dammbalkensysteme, unmittelbar vorm Eingangsbereich (bei höheren Wasserständen bis in den Meterbereich)
  • Andere Abdichtungssysteme (z.B. Schotts mit Profildichtungen, also passgenaue Einsatzelemente für Eingangs- oder Fensteröffnungen)

Probleme beim Hochwasserschutz für Gebäude

Gerade der Punkt der Abdichtung der Außenwände ist übrigens ein heikles Thema. Denn was für den Hochwasserschutz wichtig und richtig ist, kann für die Wärmedämmung tatsächlich eher kontraproduktiv sein. So haben beispielsweise die besonders dichten Materialien oder auch die nicht vorhandenen kleinen Öffnung aus bauphysikalischer Sicht negative Auswirkungen auf die den Wärmeschutz und die Energieeinsparung. In solchen Fällen entsteht nämlich keine Belüftung, die Wasserdampfdiffusion ist schlecht, die Wärmeleitfähigkeit hingegen gut und somit gibt es keine optimale Dämmwirkung mehr.

Um zu entscheiden, ob und in welchem Maße Sie wirklich die Außenfassade hinsichtlich des Hochwasserschutzes bearbeiten sollten, gilt es folgende Kriterien abzuwägen:

  1. Maximaler Hochwasserstand
  2. Hochwasserwahrscheinlichkeit/-häufigkeit
  3. Anforderungen an den Wärmeschutz/Energieeinsparung
  4. Abtrocknungsgeschwindigkeit des Mauerwerks nach Durchnässung
  5. Reparaturaufwand eines Systems
  6. Ästhetischer Anspruch an die Fassade

Privater Hochwasserschutz für Hausbesitzer – sinnvoll?

Betrachtet man alle Fakten einmal eingehend, wird deutlich, dass private Vorkehrungen in Sachen Hochwasserschutz durchaus eine gute Investition darstellen. Vorausgesetzt, man wohnt bzw. baut in überschwemmungsgefährdeten Gebieten. Ist das der Fall, sollte man sich aber definitiv professionelle Unterstützung an die Seite holen, um auf die individuellen Gegebenheiten eingehen zu können. Denn dazu sind durchaus umfassendere Messungen und Tests (auch was die Bodenbeschaffenheiten angeht) nötig. Ist das alles fachgerecht erledigt, bekommen Sie aber wirklich nur noch im seltensten Fall nasse Füße!

Quellen
www.wikipedia.org/wiki/Hochwasserschutz
www.umweltbundesamt.de/…/uba_hochwasser_barrierefrei_new.pdf
www.fib-bund.de/…/2016-08_Hochwasserschutzfibel_7.Aufl.pdf