Chemischer Holzschutz: Wann braucht man ihn wirklich?

Auf einer grünen Wiese steht eine Holzbank, von der die blaue Farbe langsam abblättert.Foto: © LisetteBrodey, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

So lange wie die Menschheit schon Holz zum Bauen verwendet, so lange ist sie auch bemüht, diesen Rohstoff möglichst haltbar zu machen. Der größte Feind dabei ist wohl das Wasser, denn das begünstigt alle anderen Schädlinge. Um diese zerstörenden Einflüsse also möglichst fern zu halten, gibt es verschiedene Maßnahmen. Dazu gehört beispielsweise der chemische Holzschutz. Doch wann braucht man diesen wirklich? Und welche Alternativen gibt es?

Warum braucht man Holzschutz?

Das erklärte Ziel des Holzschutzes ist es, die Gebrauchsdauer des Materials zu verlängern und somit auch das Bauwerk möglichst lange zu bewahren. Denn hat man gerade eine Holzterrasse fertiggestellt, ist es doch mehr als ärgerlich, wenn diese nach wenigen Monaten schon wieder desolat ist. Fakt ist: Kommt es zu Staunässe bzw. einer sehr hohen Feuchtigkeit im Holz, lockt dies Schädlinge (Insekten, Bakterien, aber auch Pilze) an.

Darum gibt es verschiedene Maßnahmen, die man ergreifen kann. Sie alle dienen folgenden Zwecken:

  • die Verhinderung des natürlichen Holzabbaus (durch Feuchte und Sonnenstrahlen),
  • der Vorbeugung und Bekämpfung von Insekten- und Pilzbefall,
  • der Veränderung der Absorptionsverhalten (Quellen und Schwinden durch Wasseraufnahme bzw. -abgabe)
  • der Verbesserung des Brandverhaltens
  • sowie der Erhöhung des mechanischen Widerstands.

Um diese Ziele zu erreichen, gibt es verschiedene Wege. Holzschutz bedeutet nicht immer gleich, die umgangssprachliche Chemiekeule auszupacken. Es gibt auch andere Verfahren, um Holz haltbarer zu machen. Schon die Auswahl der Holzart gehört dazu.

Der erste Schritt: Konstruktiver Holzschutz

Bevor auch nur ein Pinselstrich eines Holzschutzmittels aufgetragen werden muss, sollten erst einmal alle Optionen des sogenannten konstruktiven Holzschutzes ausgeschöpft sein. Und davon gibt es einige. Wie schon erwähnt, ist beispielsweise schon die verwendete Holzart daran beteiligt. Denn es gibt einige Hölzer, die von Haus aus bereits sehr resistent gegen mitteleuropäische Schädlinge sind und bei unserem Klima auch kaum ein Quell- und Schwindverhalten an den Tag legen. Sie haben eine sehr gute Dauerhaftigkeitsklasse (1-2), was bedeutet, dass sie ohne viel Aufwand mindestens 20 Jahre haltbar sind.

Nur die richtige Holzart auszuwählen reicht aber leider nicht aus. Darum ist auch die richtige Bauweise entscheidend. Denn wie die Bezeichnung “konstruktiv” schon vermuten lässt, gibt es einige baulichen Tricks und Kniffe, wie man das Ziel – das Holz bleibt möglichst trocken – erreichen kann. Hier sollte man auf jeden Fall einen Fachmann zu Rate ziehen, denn er wird Ihnen zahlreiche Möglichkeiten erklären können. Die wichtigstens sind aber folgende:

  • Der Regen muss so weit wie möglich vom Holzbauteil fern gehalten werden.
  • Das Wasser muss kontrolliert über Tropfnasen oder Überlappungen abgeführt werden.
  • Die Stirnholzflächen sollten abgedeckt sein.
  • Eine gute Belüftung der Bauteile (innen wie außen) muss vorhanden sein.
  • Bauteile, die erdnah oder spritzwassergefährdet sind, sollten besser nicht aus Holz bestehen.

Umsetzen können Sie diese Vorgaben zum Beispiel durch den Einsatz von Schrägen, Gefällen und Tropfkanten, von denen das Wasser schneller abläuft. Pfostenschuhe sorgen dafür, dass das Holz “untenrum” gut vor Feuchtigkeit geschützt ist. Große Dachüberstände oder Vordächer halten zudem viel Regen vom Holz ab. Und damit eventuell doch vorhandene Feuchtigkeit gut abtrocknen kann, sollte das Holz möglichst frei stehen, sodass Wind und Sonne ihre Arbeit tun können.

Stufe zwei: Natürlicher und physikalischer Holzschutz

Imprägnierung

Sind die Möglichkeiten des konstruktiven Holzschutzes erschöpft und einige Stellen brauchen dennoch weitere Zuwendung, ist der nächste mögliche Schritt die Imprägnierung. Diese ist zum Beispiel mit natürlichen Pflanzenölen oder -harzen möglich. Sie verhindern den Feuchtigkeitseingang in das Holz, indem sie die Poren verschließen.

Sie haben aber den Nachteil, dass sich das Material eventuell verfärbt und zudem Schimmelpilze nicht sehr effektiv abgehalten werden. Zudem lassen sich einige Öle leicht wieder auswaschen. Sie müssen also regelmäßig neu aufgetragen werden.

Lacke, Lasuren und Thermobehandlung

Alternativ kann man auch sogenannte filmbildende Holzschutzmittel verwenden. Das können z.B. Dünn- oder Dickschicht-Lasuren und Lacke sein. Sie alle legen sich wie ein Schutzmantel über die Holzoberfläche und versiegeln sie. Dadurch wird das Wasser vom Eindringen abgehalten.

Eine andere Möglichkeit ist die Thermobehandlung. Hier wird das Holz erhitzt, was eine chemische Umwandlung bestimmter Inhaltsstoffe in Gang setzt. Das Holz wird dadurch für Pilze und Insekten nicht mehr schmackhaft. Leider nimmt bei diesem Verfahren die Festigkeit des Holzes etwas ab.

Der letzte Ausweg: Chemischer Holzschutz

Ist der neue Holzbalkon clever konstruiert und mit allen in Frage kommenden Lasuren bearbeitet, kann noch immer eine gewisse Unsicherheit herrschen. Reicht das als Holzschutz wirklich aus? Bevor man jetzt eigenmächtig Mittel aufträgt, sollte auf jeden Fall ein Profi zu Rate gezogen werden.

Denn chemische Holzschutzmittel beinhalten in der Regel Biozide. Diese Stoffe bekämpfen die verschiedenen Schädlinge (Insekten, Bakterien, Pilze) auf zum Teil biologischen, zum Teil aber auch chemischen Wege. Was im Holz selbst noch ganz hilfreich ist, gelangt aber unter Umständen (durch Austrag, Auswaschung oder Ausgasung) in die Umwelt und wird dort problematisch. Wo sich also welches Mittel am besten eignet, ist gar nicht so einfach festzustellen.

Warum sollte man chemische Holzschutzmittel dennoch einsetzen?

Einige Fakten voran: Ein Holzpilz wächst am besten, wenn die Feuchtigkeit im Material >20% ist. Diesen Wert mit den bisher aufgeführten Schutzmaßnahmen dauerhaft zu unterschreiten, ist schon eine anspruchsvolle Angelegenheit. Doch Insektenarten brauchen noch weniger Holzfeuchtigkeit, um sich wohl zu fühlen. Ihnen reicht bereits ein Wert von >10% – und diesen haben nahezu alle unseren Holzarten in Mitteleuropa selbst bei besten Bedingungen.

Mit diesem Wissen wird klar, dass an bestimmten Stellen der Einsatz der chemischen Mittel durchaus wichtig ist. Nämlich an allen statisch relevanten (d.h. tragenden oder abstützenden) Bauteilen.

Unterschiede bei chemischen Holzschutzmitteln

Die verschiedenen Produkte für den chemischen Holzschutz lassen sich noch voneinander unterscheiden. Es gibt zum Beispiel vorbeugende Holzschutzmittel und bekämpfende Mittel zum Holzschutz. Auch die Eindringtiefe spielt eine Rolle:

  • Oberflächenschutz (keine Eindringtiefe)
  • Randschutz (1 mm bis 1 cm Eindringtiefe)
  • Tiefschutz (über 1 cm Eindringtiefe)
  • Vollschutz (vollständige Durchdringung)

Und auch das Auf- bzw. Einbringen kann auf verschiedene Art und Weise stattfinden:

  • streichen
  • spritzen
  • sprühen
  • tauchen
  • tränken
  • Kesseldruckverfahren
  • Saftverdrängungsverfahren (Diffusionsverfahren)

Wann welches Holzschutzmittel eingesetzt werden muss und was beim Auftragen zu beachten ist, ist ein schwieriges Terrain. Diese Aufgabe sollten Sie unter Umständen darum in erfahrene Expertenhände legen. Dann können Sie auf jeden Fall sicher sein, dass Sie den passenden Holzschutz bekommen und lange Freude an Ihrem Bauwerk haben.

Quellen

www.wikipedia.org/wiki/Holzschutz
www.baunetzwissen.de/…/holz-konstruktiver-holzschutz
www.selbst.de/konstruktiver-holzschutz
www.baupirat.de/konstruktiver-holzschutz-chemischer-holzschutz
www.proholz.at/…/chemischer-holzschutz-uebel-oder-notwendigkeit/