Innenarchitekt: Weder Architekt, noch Raumausstatter

Auf einem Tisch liegen einige Materialien, mit denen zum Beispiel ein Innenarchitekt arbeiten würde: Farbkarten, Stoffproben, Bodenbeläge.Foto: © pozytywnewnetrza, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Dass man einen Architekten braucht, wenn man ein Haus bauen will, ist wohl den meisten klar. Aber einen Innenarchitekt halten viele dann doch für überzogen. So ein bisschen mit dem Farbfächer wedeln kann doch jeder, oder? Doch dahinter steckt so viel mehr. Wir erklären Ihnen das vielseitige Aufgabenfeld dieses Berufsfeldes und warum es sich immer lohnt, einen solchen zu engagieren.

Raumausstatter, Architekt, Innenarchitekt – was ist der Unterschied?

Kaum, dass die Hausbauplanung beginnt, steht man auch schon vor dem ersten Hindernis: einen kompetenten Berater finden. Im Normalfall ist das zunächst der Architekt. Doch dieser begleitet einen tatsächlich nicht von Anfang bis Ende. Ab einem bestimmten Punkt sollten Sie sich darum eingehend überlegen, ob Sie sich nicht auch noch andere Partner an Ihrer Seite wünschen.

Denn während der Architekt der fähige und zuverlässige Begleiter während des eigentlichen Hausbaus ist und auch die Verantwortung für den Garten gern mit übernimmt, hört seine Kompetenz im Innenbereich schnell auf. Diesseits der Fassade ist darum der Innenarchitekt zuständig. Er entwickelt das komplette Innenkonzept. Das bedeutet nicht nur, dass Farben und Materialien ausgewählt werden. Auch bauliche und technische Aspekte muss er berücksichtigen. Wo laufen welche Leitungen lang? Und wie sieht es mit der Wärmedämmung aus?

Geht es dann an die Umsetzung des zuvor erarbeiteten Konzeptes, kommt übrigens der Raumausstatter ins Spiel. Als Handwerker ist er dafür verantwortlich die gewünschten Vorstellungen zu realisieren. Ob ein maßgefertigter Vorhang gebraucht wird, ein bestimmtes Möbelstück neu gepolstert werden muss oder aber welcher Bodenbelag zu verlegen ist – diese und zahlreiche weitere Montagearbeiten fallen in seinen Aufgabenbereich.

Der Innenarchitekt: Künstler, Psychologe, Techniker?

Viele belächeln Innenarchitekten ein wenig. Sie schieben ja nur ein paar Möbel herum und diskutieren, ob irgendwo ein Deko-Kissen mehr landet oder besser doch nicht. Doch diesem Klischee wollen wir an dieser Stelle vehement widersprechen. Denn Tatsache ist, dass dieses Berufsbild zahlreiche Facetten vereint.

Wer als Innenarchitekt arbeiten will, braucht nicht nur ein gutes Gespür für Optik und Haptik, sondern auch versierte Kenntnisse zu technischen Möglichkeiten und eine hohe Sensibilität für die Bedürfnisse der späteren Bewohner bzw. Benutzer. Außerdem sollte er auch immer die wirtschaftlichen Aspekte im Auge behalten. Und im Idealfall hat er auch direkt geeignete Partner an der Hand. Der Innenarchitekt ist also eigentlich ein wahrer Tausendsassa.

Welche Aufgaben hat der Innenarchitekt?

Schon bei einer oberflächlichen Betrachtung wird schnell klar, dass der Innenarchitekt unglaublich vielseitig aufgestellt sein muss. Er braucht planerische, künstlerische und empathische Fähigkeiten gleichermaßen, um folgende Aufgaben leisten zu können:

  • Bedarfsanalyse: Auseinandersetzung mit Kunden und deren Bedürfnissen
  • Erstellung erster Raum- und Gestaltungskonzepte sowie deren Visualisierung
  • Konkrete Entwürfe herausarbeiten
  • Material- und Möbelauswahl treffen
  • Unterstützung bei der Lieferantenauswahl
  • Übernahme des Projektmanagement (Zeitpläne, Budgettracking…)
  • Kostenkalkulationen
  • Einholung evtl. nötiger Baugenehmigungen (z.B. Nutzungsänderungen)
  • Bauaufsicht vor Ort
  • Koordination der Gewerke

Wie geht der Innenarchitekt also vor?

Bei seiner Arbeit stellt der Innenarchitekt stets den Kunden in den Fokus. Trends oder seine eigenen Vorlieben stehen dabei immer an minder hoher Stelle. Es geht darum, die Bedürfnisse und Wünsche des Auftraggebers zu erkennen und ihm beizustehen, während sie umgesetzt werden.

Dabei dreht es sich natürlich im großen Maße um die Raumgestaltung, das bedeutet also wie schon angesprochen, die Auswahl der Materialien, Farben, Möbel und Deko-Elemente. Der Anspruch ist dabei stets, einen harmonischen Eindruck zu erschaffen, der zu den späteren Bewohnern oder Nutzern passt. Doch damit das gelingt, braucht es noch viel mehr.

Innenarchitekten entwickeln auch Raumstrukturen und -proportionen. Sie kreieren funktionale Nutzungseinheiten oder optimieren Vorhandenes. Es soll ein ganz individuelles Milieu geschaffen werden. Dazu wird auch natürliches und künstliches Licht als Gestaltungselement genutzt.

Wo werden Innenarchitekten eingesetzt?

Die gängige Annahme lautet, dass Innenarchitekten ausschließlich für Privatwohnungen engagiert werden. Allerdings macht das in der Realität nur einen kleinen Teil aus. Das weit größere Feld liegt im öffentlichen Raum. Hier beauftragen Städte, Gemeinden und andere Institutionen Innenarchitekten zum Beispiel für die Gestaltung von Foyers, Museen, Theater, Freizeitbäder usw. Auch Ärzte, Juristen usw. arbeiten mit ihnen zusammen, damit Praxen und Kanzleien ansprechend gestaltet werden.

Gewerberäume sind ein weiteres Feld. Die Gestaltung eines Einkaufszentrum steht genauso auf der Agenda, wie die eines Concept Stores. Aber auch kleine und große Firmen suchen häufig die professionelle Hilfe eines Innenarchitekten, wenn es um die schlüssige und funktionale Einrichtung ihrer Büroräume geht. Gleiches gilt für die Gastronomie oder auch in der Hotelbranche. Überall heißt das nicht nur ein individuelles Wohlfühlambiente zu erschaffen, sondern auch die Funktionalität mit unterzubringen. Solche übergreifenden Konzepte für zahlreiche Besucher zu entwickeln, ist mit die Königsklasse des Innenarchitekten-Daseins.

Aber natürlich sind es auch Privatpersonen, die sich an Innenarchitekten wenden. Hier muss aber nicht gleich ein ganzes Haus neu gebaut werden. Auch ein Umbau, eine Renovierung oder eine Umnutzung (z.B. ein Bauernhof, der zum Wohnraum wird) sind gängige Projekte. Und selbst im kleineren Rahmen unterstützen sie gern. Sollen einzelne Räume neu gestaltet werden? Gerade bei Küche oder Bad ist das häufig eine wahre Herausforderung! Oder ist man einfach nur auf der Suche nach frischem Wind, dem gewissen Etwas? Kein Problem, auch hier hilft der Innenarchitekt gern.

Exkurs: Wie sieht die Ausbildung aus?

Wenn man sich entscheidet, einen Innenarchitekten zu beauftragen, fragen sich viele, woran man merkt, dass man einen “guten” hat. Tatsächlich ist dies nämlich kein klassischer Lehrberuf. Es handelt sich hier um eine akademische Ausbildung an Fachhochschule oder Universität. Manche Einrichtungen bieten Innenarchitektur direkt an, bei anderen ist es einer der Schwerpunkte des normalen Kunst-/Architekturstudiums. Als Abschluss erreicht man entweder ein Diplom oder einen Master.

Danach darf man allerdings noch immer nicht den Titel “Innenarchitekt” führen. Erst müssen 2-3 Jahre Berufspraxis nachgewiesen werden. Zudem braucht es dann noch einen offiziellen Eintrag in der Architektenkammer. Doch auch ohne diesen können Menschen mit dieser Ausbildung in dem Metier ihre Dienste anbieten. Unter der Bezeichnung “Interior Designer” oder schlicht “Planer” arbeiten sie häufig auf dem freien Markt. Allerdings sind die Begriffe nicht geschützt und somit sollte man hier genau hinschauen, wen man wirklich beauftragt.

Innenarchitektur – mehr als ein Klischee

So umfassend die Aufgaben sind, so vielfältig sind auch die Einsatzmöglichkeiten. Innenarchitektur ist ein spannendes Berufsfeld, welches Kreativität und Köpfchen vereint. Hier einen fähigen Menschen an seiner Seite zu wissen, kann Wunder wirken und möglich machen!

Quellen
www.my-homemate.com/macht-eigentlich-ein-innenarchitekt/
www.berufe-lexikon.de/berufsbild-beruf-innenarchitekt-innenarchitektin.htm
www.bdia.de/…/taetigkeitsfelder-innenarchitektur/
www.wikipedia.org/wiki/Innenarchitektur
www.viktoriaexler.de/was-macht-ein-innenarchitekt/
www.raumbaustudio.de/faq