Ökologische Dämmstoffe: Gutes Material oder nur gutes Gewissen?

Bei einem Hausumbau werden zum Teil ökologische Dämmstoffe verwendetFoto: © paulbr75, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Viele Bauherren haben, wenn sie “ökologische Dämmstoffe” hören, noch immer Horrorszenarien von selbstkompostierenden Dachdämmungen, von Schädlingen zerfressenen Wanddämmungen oder verschimmelten Trittschalldämmungen im Hinterkopf. Darum greifen sie zu den vermeintlich sicheren Materialien wie Polystyrol, Styrodur, Mineral- und Glaswolle. Doch sind die ökologischen Dämmstoffe wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Oder sind sie heutzutage die eigentlich besser Alternative? Und wenn ja – welche sind besonders gut? Wir verraten es Ihnen.

Was sind ökologische Dämmstoffe?

Im Allgemeinen werden vor allem Naturfaserdämmstoffe unter dem Begriff “ökologische Dämmstoffe” verstanden. Diese bestehen zu einem hohen Prozentsatz (über 80 %) aus natürlichen Fasern, das heißt aus nachwachsenden Rohstoffen. Die übrigen Prozente sind verschiedene Zusatzstoffe, welche aus Gründen der Stabilität, des Brandschutzes oder der Langlebigkeit beigemischt werden. Diese können ebenfalls natürlicher Herkunft sein (zum Beispiel werden Fasern aus Mais oder Kartoffeln für mehr Stabilität eingearbeitet), sie können aber auch synthetisch sein.

Welche Anforderungen gibt es?

Während bei synthetischen Dämmstoffen oft nur die akuten Eigenschaften (z.B. Dämmwert, Feuerfestigkeit, Dampfdiffusionsfähigkeit) betrachtet werden, fasst man bei ökologischen Dämmstoffen noch weitere Faktoren in die Bewertung ein. Denn hier werden alle sechs Lebensphasen eines Materials betrachtet: Rohstoffe, Transport, Produktion, Verarbeitung, Nutzung und Entsorgung.

Natürlich spielen diese Faktoren bei der Bewertung der Ökobilanz immer eine Rolle. Bei ökologischen Dämmstoffen betrachtet man sie jedoch oft besonders kritisch. Diese Produkte sollten also:

  • aus möglichst umweltschonenden, natürlichen Materialien bestehen (Stichwort nachhaltige Land- und Forstwirtschaft), welche auch in einem überschaubaren Zeitraum wieder von der Natur bereitgestellt werden können.
  • möglichst kurze Transportwege haben, um zum einen die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu fördern und zum anderen nicht Unmengen an CO2 bei langen Flügen oder Fahrten zu verursachen.
  • auch während der Produktion möglichst wenig Energie verbrauchen sowie die Umwelt möglichst wenig belasten. Das könnte der Fall sein, wenn während der Herstellung Schadstoffe zugesetzt bzw. freigesetzt werden.
  • möglichst keine gesundheitliche Belastung für sowohl akut verarbeitende Personen, als auch langfristige Bewohner des Hauses darstellen. Das bedeutet, dass zum einen alle Arbeitsschutzmaßnahmen eingehalten werden müssen, zum anderen eben keine Schadstoffe enthalten sein sollten.
  • über eine lange Zeit möglichst gleichbleibend hohe Dämmleistungen erbringen. Die ökologische Dämmstoffe sollten im Idealfall während der Nutzung mehr Energie einsparen, als zuvor für ihre Herstellung aufgewendet werden musste. Außerdem müssen auch die anderen Eigenschaften (z.B. Brandschutz) gewährleistet sein.
  • bei ihrer Entsorgung bzw. Wiederverwertung möglichst keine Probleme verursachen. Das bedeutet, dass sie sich am besten ohne erneut enorm viel Energie zu verursachen zurückbauen lassen sollten und im Idealfall sogar noch eine sinnvollere Verwertung als die Deponierung möglich ist (Stichwort thermische Verwertung).

Lohnen sich ökologische Dämmstoffe?

Wie eingangs bereits gesagt: Viele Bauherren sind sich unsicher, ob Naturdämmstoffe eine gute Alternative darstellen. Denn Ökobilanz in allen Ehren – wichtig ist auch die Frage: Können sie wirklich mit den Klassikern mithalten? Und hier lässt sich jede Sorge schnell vertreiben. Denn inzwischen sind ökologische Dämmstoffe eine klasse Alternative, die ihren synthetischen Kollegen in nichts nachstehen.

Vorteile von ökologischen Dämmstoffen

Um einmal die oben angeführten Faktoren kurz zusammenfassend zu bewerten: viele der Naturdämmstoffe kommen hier wirklich gut weg. So stammen sehr viele der Rohstoffe aus Mitteleuropa und werden auch hier verarbeitet. Die Produktion erfolgt in den meisten Fällen mit einfacheren Prozessketten und verbraucht dadurch auch weniger Energie. Und die Entsorgung ist normalerweise ebenfalls kein Problem: Entweder werden die Stoffe recycelt, kompostiert oder eben aufgrund ihrer günstigen Heizwerte thermisch verwertet. Von dieser Seite aus besteht also kein Grund zur Sorge.

Bleibt noch der eigentliche Zweck des Produkts: die Dämmung. Wer sein Haus heutzutage renoviert bzw. saniert muss die Bestimmungen der EnEv beachten – und dazu gehört auch ein bestimmtes Energiesparpotential. Synthetische Dämmstoffe galten eine Weile als die bessere Variante, um solche Anforderungen zu erfüllen. Doch inzwischen gibt es viele natürliche Alternativen auf dem Markt, die auf Augenhöhe agieren. Einige Produkte haben genauso gute Dämmwerte wie die konventionellen Varianten.

Naturdämmstoffe punkten außerdem beispielsweise bei der spezifischen Wärmekapazität, weswegen sie sowohl einen guten Hitzeschutz im Sommer, als auch eine gute Wärmedämmung im Winter haben. Insgesamt sorgen sie also für eine wesentlich ausgeglichenere Raumtemperatur als synthetische Stoffe. Außerdem zeichnen sich die ökologischen Dämmstoffe durch eine besonders gute Dampfdiffusionsfähigkeit aus, sie können also sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne ihre Wärmedämmeigenschaften einzubüßen und trocknen dann auch schnell wieder ab.

Gibt es Nachteile von ökologischen Dämmstoffen?

Große gravierende und übergreifende Mängel sind eigentlich nicht festzustellen. Einige Produkte haben bestimmte Eigenschaften, die nicht ganz so gut ausgeprägt sind, wie andere. So stauben beispielsweise einige Naturdämmstoffe bei der Verarbeitung sehr stark, weswegen professionelles Equipment erforderlich werden könnte, was wiederum ein Kostenfaktor darstellt. Andere liegen etwas unter den Dämmwerten ihrer synthetischen Äquivalenten.

Doch keiner dieser Punkte spricht generell gegen die Verwendung ökologischer Dämmstoffe. Wichtig ist es einfach nur, den für sich und sein Bauvorhaben am besten geeigneten zu finden. Dazu ist eine professionelle Beratung unabdingbar. Denn auch wenn viele Informationen zugänglich sind, gilt es so viele Faktoren zu beachten, dass man als Laie hier zu schnell den Überblick verliert. Und eine bei der Dämmung getroffene, falsche Entscheidung kommt einen im Nachhinein deutlich teurer zu stehen, als vorab eine umfassende Zusammenarbeit mit Fachpersonal.

Welche ökologischen Dämmstoffe gibt es?

Taucht man einmal etwas in das Thema ökologische Dämmung ein, wird man feststellen, dass es überraschend viele Optionen gibt. Grob lassen Sie sich in organische und mineralische Stoffe einteilen.

Zu den organischen zählen zum Beispiel Zellulose (Zellulosedämmwolle), Holz (Holzfaserdämmplatten, Holzfaserweichplatten, Holzwolle) oder auch Schafs- bzw. Baumwolle. Aber auch andere Fasern wie Hanf oder Flachs eignen sich zum Dämmen. In alten Häusern findet man außerdem häufig noch Schilf, Stroh, Wiesen- und Seegras, welche sich auch heute noch zum Dämmen eignen. Sogar Kokos und Kork sind möglich.

Mineralisch ökologische Dämmstoffe hingegen sind zum Beispiel Perlite (Vulkangestein, das durch Hitze zu kleinen Kügelchen aufgebläht wird). Ähnlich funktioniert auch Blähton. Beide werden als Schüttgut verarbeitet.

Für mehr Informationen zum Thema finden Sie hier den Ratgeber ökologische Dämmstoffe zum download.

Quellen

www.oekologisch-bauen.info/…/naturdaemmstoffe/
www.energie-experten.org/…/daemmstoffe/oekologie
www.wissenwiki.de/waermedaemmstoff-oekologisch
www.bauen.de/a/oekologische-daemmstoffe-gesund-und-umweltfreundlich-leben
www.hurra-wir-bauen.de/…/oekologische-daemmstoffe
www.wikipedia.org/wiki/Naturdaemmstoff